Bad Einsiedel bei Seiffen.

Ein herrliches Plätzchen zur Ruhe und Erholung mitten im Waldesgrün liegt dicht an der Grenze gegen das Böhmerland auf dem Höhenzug zwischen der Flöha und dem Schweinitzbach. Mag auch das Bad Einsiedel, welches ich meine, schon recht vielen durch seine wohlthätigen Wirkungen bekannt sein, so halte ich es dessenohngeachtet für nicht ganz überflüssig, besonders die Touristen auf diesen Ruhepunkt hinzuweisen. Während der Zeit der diesjährigen Sommerferien vom 15. Juli bis 15. August wird allerdings in dem Bade selbst kein Zimmer mehr mietfrei sein, da die Bestellungen auf Wohnungen sehr zeitig an die Badeverwaltung eingegangen sind; jedoch dürften solche, deren Verhältnisse es gestatten, vorher oder nachher ein Bad resp. eine Sommerfrische zu besuchen, noch in Einsiedel ein Unterkommen finden. Von hier aus lassen sich nach allen Richtungen hin lohnende, kürzere und längere Ausflüge unternehmen, und dürften auch diejenigen, welche augenblicklich im Bade selbst kein Unterkommen finden sollten, im nahen Heidelberg, wenn sie die sehr billigen Bäder benutzen wollen, Fremdenzimmer antreffen, oder in dem ¾ Stunde entfernten Neuhausen (mit gutem Gasthofe) wohnen können. Die drei Quellen des Bades Einsiedel werden als Säure-, Salz- und Schwefelbrunnen bezeichnet, und der Bezirksarzt Dr. Wimmer in Frauenstein sagt über ihren Nutzen und Gebrauch, daß sie, zu Bädern gebraucht, gewiß nicht ohne wichtigen Einfluß auf den menschlichen Organismus sein werden. „Da nun sämtliche drei Quellen mit einander vermischt zu Bädern benutzt werden, so dürfte es auch zweckmäßig sein, ihre Wirkung vereint zu betrachten, was umso weniger Schwierigkeiten macht, als sämtliche drei mit einander vermischten Quellen recht gut als einzige angesehen werden können, die sich der großen Klasse der salinisch-erdigen Eisenwässer anreihen würde.” Die Quellen scheinen bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt und im Gebrauche gewesen zu sein, und die Herren von Schönberg auf Purschenstein, als Besitzer des Bades, waren beflissen, dasselbe zu heben und durch Baulichkeiten und durch zweckmäßige Einrichtungen der Bequemlichkeit der Gäste, welche freilich kein Luxusbad erwarten dürfen, fort und fort Rechnung zu tragen. Das Hauptgebäude wurde bereits im Jahre 1753 von Rudolf und Alfred von Schönberg, und das Badehaus 1875 durch den Kammerherrn Hans Eberhardt von Schönberg von Grund aus neu erbaut. Die Höhenmarke neben der Hausthüre des Hauptgebäudes giebt 750,9 m Meereshöhe an; letzteres liegt demnach fast in gleicher Höhe mit dem Rathause Altenberg (748,6 m). Zur näheren Orientierung verweise ich auf das Schriftchen: „Das Winterbad zu Einsiedel bei Seiffen in Sachsen von August Kiesling, Ingenieur-Geograph im K. Sächs. Generalstab Dresden, in Kommission bei Karl Höckner. 1881.” Dasselbe zerfällt in folgende Abschnitte: Geographische und historische Notizen, die Quellen, das Bad, die Umgebung und Höhenangaben, und ist in Commission bei Carl Höckner, sowie bei dem Verwalter des Bades, Herrn Revierförster Überschaar in Einsiedel im Preise von 60 Pf., im Buchhandel dagegen für 75 Pf. zu haben.

Dr. Köhler.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 5 v. 15. Mai 1882, S. 45.

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