Sommerfrische Poppenwald.

Seit dem Bestehen des Erzgebirgsvereins hat der Besuch unseres schönen Gebirgs in recht erfreulicher Weise zugenommen; in sehr vielen Orten desselben kehren seit Jahren die Sommergäste ein, um sich in unsern Bergen zu erholen, zu erfrischen, hier Ruhe zu genießen und Kraft und Gesundheit wiederzufinden.

Der Zweck dieser Zeilen ist nun, die Leser dieser Blätter, namentlich diejenigen, die die Absicht haben, einige Zeit in herrlicher ungestörter Waldeinsamkeit zuzubringen, auf eine Sommerfrische aufmerksam zu machen, die sich durch ihre herrliche Lage ganz besonders auszeichnet.

Einige Minuten vom Bahnhof Niederschlema liegt der Poppenwald, ein bergiges Waldrevier, dessen Fuß von den klaren Fluten der Mulde bespült wird. Der Forstmann und der Tourist blicken freudig auf diese prächtige Waldung, ein wahres Schmuckkästlein — mit alten und jungen Nadelholzbeständen, durch die vereinzelte Buchen und Birken die eben hervorbrechenden Knospen der lieben Sonne zuzuführen. —

Unmittelbar am Saume dieses Waldes liegt das Forsthaus „Poppenwald”, etwa 30 Minuten vom Bahnhof Niederschlema und 45 Minuten von Bahnhof Stein entfernt, am äußersten Ende von Wildbach, einem friedlichen Dörfchen, dem der Rauch der hohen Essen der Fabriken noch vollständig fern geblieben.

Das Forsthaus Poppenwald, in dem Herr Oberförster Gubner waltet, ist seit mehreren Sommern von Gästen besucht worden, die von der Familie Gubner in liebenswürdigster Weise aufgenommen und (für einen recht mäßigen Preis) verpflegt worden sind und Wohnung teils im Forsthause, teils in den benachbarten Häusern von Wildbach fanden. — In einigen Minuten vom Forsthause finden wir die letzten Reste der Ruinen der Isenburg oder Eisenburg, etwas weiter die durch den sächsischen Prinzenraub bekannte Prinzenhöhle (in einem herrlichen Buchenwalde); die Schlösser von Stein und Hartenstein sind mittelst eines kurzen Spazierganges zu erreichen. Während des vorigen Jahres waren zeitweise gegen 30 Personen hier zu Gaste, so daß mitunter das passende Unterkommen der Fremden mit einigen Schwierigkeiten verknüpft war. — Um nun diesen Schwierigkeiten zu begegnen, hat Herr Oberförster Gubner ein unmittelbar am Forsthaus gelegenes Haus gekauft und vollständig eingerichtet, so daß nunmehr auch ein weit größerer Besuch geeignete Wohnung finden wird.

Das ganze Revier des Poppenwaldes ist von prächtigen Wegen durchzogen. (Augenblicklich wird eine neue fahrbare Straße, die aber bereits im Mai fertig sein wird, durch die Felsen der hohen Rieß, nach einer an der Mulde zu erbauenden großen Holzschleiferei angelegt). Bauschige Plätzchen und herrliche Aussichtspunkte auf den fernen höheren Kamm des Gebirges und in das liebliche Muldenthal wechseln mit einander ab, überall laden freundliche Birkenbänkchen den Wanderer zur Ruhe, zum beschaulichen Genusse der schönen Gottesnatur ein.

Kommt, schüttelt ab der Stube Lüfte,
Der Straße Staub, der Werkstatt Rauch,
Genießt der Berge Fichtendürfte,
Erfrischt die Brust im Waldeshauch!

— s.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 5 v. 15. Mai 1882, S. 43 – 44.

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