Lößnitz, den 21. Mai 1882. Heute hielt Herr Kaufmann Weber unter zahlreicher Beteiligung der Vereinsmitglieder im hiesigen Gasthofe „zum deutschen Hause” einen Vortrag über: „gastronomische Verhältnisse bei allen Völkern der Erde.” Von den alten Kulturvölkern ausgehend, besprach er in fesselnder Weise die Nährobjekte aller gebildeten Völker und wußte seine Zuhörer von Anfang bis zu Ende für den Vortrag zu interessieren, sodaß ihm in anerkennendster Weise der Dank des Vereins zu teil wurde.
Eibenstock, 25. Mai. In der Vorstandssitzung unseres Zweigvereins am 23. d. M. erstattete der Vorsitzende, Herr Premierlieutenant der Landwehr Kaufmann Louis Kühn, Bericht über die am 11. April d. J. in Chemnitz abgehaltene Delegiertenversammlung, bei welcher derselbe unserm Verein als Delegierter vertreten hatte. Man erkannte es dabei als wünschenswert an, daß der Turm des Auersberges noch mehr als bisher zugänglich gemacht werde, und beschloß sich teils an Herrn Oberforstmeister Kühn hier, teils an den Gesamtvorstand des Erzgebirgsvereins zu wenden, damit namentlich in den großen Sommerferien ein Waldarbeiter ständig auf dem Turme stationiert sein könne und die hierzu erforderlichen finanziellen Mittel gewonnen würden. Herr Oberförster Uhlmann in Wildenthal soll ferner ersucht werden die schon ziemlich fertigen Orientierungstafeln vollends in Stand setzen zu lassen und deren Anbringung auf dem Auersbergturme zu allgemeinem Gebrauche zu vermitteln. — Weiter beschloß man etwaige von Wildenthal ausgehende Wünsche betreffs Instandsetzung der Wege, Anbringen von Bänken u. s. w. nach Kräften zu berücksichtigen, namentlich aber darauf Bedacht zu nehmen, daß die an den schon bezeichneten Wegen abhanden gekommenen Täfelchen durch neue ersetzt werden. An geeigneten Punkten will man Täfelchen mit Höhenangaben anbringen lassen, eine Einrichtung, deren weiteste Verbreitung allgemein als wünschenswert bezeichnet wird. Bei dem Pavillon auf dem Adlerfelsen soll, wenn möglich, wieder eine Fahne angebracht werden. Eine solche bildet allerdings eine weithin sichtbare Zierde, ist aber zugleich ein teures Vergnügen für den Verein, da bereits zwei durch den Wind an diesem dem Winde stark ausgesetzten Punkte unbrauchbar gemacht worden sind. — Hinsichtlich der Leipziger Ferienkolonien beschließt man den Gesamtvorstand um Mitteilung zu ersuchen, wenn solche in diesem Jahre in die Nähe Eibenstocks kommen sollten, und, wenn letzteres der Fall, den Kindern ein kleines Vergnügen zu bereiten. — Eine Bekanntmachung in Betreff von Wohnungen für Sommerfrischler soll diesmal nicht erlassen werden, da solche im vorigen Jahre zu keinem Ergebnisse geführt hat. Doch soll dem Gesamtvorstande mitgeteilt werden, daß solche auf Wunsch hier wohl zu haben sind und der hiesige Verein eintretenden Falls pflichtschuldigst und pflichtfreudigst die Vermittelung übernehmen wird. — Endlich wird noch für die nächste Zeit ein Ausflug der Mitglieder nach einem günstigen Punkte der Umgebung, verbunden mit einfacher Bewirtung, in Aussicht genommen.
Oberwiesenthal, den 24. Mai 1882. In Ober- und Unterwiesenthal hat sich ein Gebirgsverein konstituiert, welcher sich als Zweigverein den Bestrebungen des Gesamtvereins anzuschließen wünscht. Die Zahl der Mitglieder beträgt gegenwärtig 46.
Zum Vorstand des Zweigvereins Ober- und Unterwiesenthal sind folgende Mitglieder gewählt worden:
Zum Vorsitzenden: Bürgermeister Richter in Oberwiesenthal, zum stellvertretenden Vorsitzenden: Königl. Revierförster R. Lehmann, zum Schriftführer: Saitenfabrikant Guido Müller in Unterwiesenthal, zum stellvertretenden Schriftführer: Kaufmann Georg Piltz in Oberwiesenthal, zum Kassierer: Armen- und Schulgeldeinnehmer Bril in Oberwiesenthal. — Wünschen wir dem jungen Verein ein fröhliches Gedeihen!
Kirchberg, den 30. Mai.1) Die am 1. Pfingstfeiertage vollzogene Weihe des vom Erzgebirgsvereine Kirchberg auf dem Borberge errichteten Aussichtsturmes legte wiederum Zeugnis dafür ab, daß die Erzgebirgsvereine unablässig bemüht sind, immermehr zur Erschließung der landschaftlichen Schönheiten unseres Gebirges beizutragen. Die Feierlichkeit ward durch einen Festzug eröffnet, der von den Mitgliedern des Kirchberger Vereins, Mitgliedern des Gesamtvorstandes vom Erzgebirgsvereine, Deputierten benachbarter Vereine und den Gesangvereinen Kirchbergs gebildet ward. Der Zug bewegte sich, begleitet von den Klängen der Musik, durch die Stadt nach dem nahegelegen Berge, der auf dem neuen, vom Vereine angelegten Wege erstiegen ward. Auf der Höhe des mit Nadel- und Laubholz schön bewachsenen Berges erhebt sich der ca. 10 Meter hohe Aussichtsturm in Gestalt eines mittelalterlichen Wartturmes; in der Nähe desselben befindet sich eine Unterstandshütte alpiner Bauart, die der Vorstand des Vereins, Herr Fabrikant Petzold, aus eigenen Mitteln hat errichten lassen. Nachdem das Musikchor Kreutzers herrliches Lied: „Das ist der Tag des Herrn” vorgetragen, ergriff der genannte Herr Vorstand das Wort zur Festrede, in welcher er sich namentlich über die Entstehung der Idee, einen Turm auf dem Borberge zu errichten, und die Verwirklichung derselben verbreitete; Herr Petzold gedachte sodann weiter der Ziele, die sich der gesamte Erzgebirgsverein im Interesse unseres Gebirges gesteckt hat und zollte hierbei dem verdienten Vorsitzenden des Gesamtvereins, Herrn Dr. Köhler, Worte der Anerkennung; zum Schluß sprach er aus, daß der Bau recht zahlreich von Freunden der Natur besucht und daß er vor Zerstörung stets bewahrt bleiben möchte. Nach einigen Gesangvorträgen wandte sich der Vorsitzende des Gesamterzgebirgsvereins, Herr Dr. Köhler, an die Versammelten, um namentlich dem rührigen Kirchberger Vereine Dank und Anerkennung für das Geschaffene auszusprechen; in gleicher Weise erfolgte dies auch von dem Vorstande des Zwickauer Erzgebirgsvereins, Herrn Rechtsanwalt Seume, der besonders auch betonte, daß der Bau Zeugnis ablege für den Sinn fürs Schöne, der die industrielle Stadt Kirchberg beseele. Hieran schloß sich die Übergabe des Schlüssels von seiten des Baumeisters Herrn Dalbazi an den Vereinsvorstand, worauf die Gäste des Vereins den Turm unter Führung Herrn Petzolds erstiegen. Die Aussicht, die sich vom Turme aus darbietet, ist eine recht anmutige und abwechslungsvolle; das Landschaftsbild wird namentlich auch durch die zahlreichen Teiche, die man vom Berge aus erblickt, recht belebt. Der Blick in die Zwickauer und Altenburger Gegend ist ein sehr lohnender; vom oberen Gebirge treten namentlich Auersberg, Eselsberg und der Kuhberg scharf hervor. — An die Weihefeierlichkeit schloß sich ein Instrumentalkonzert an, das die ungemein zahlreich erschienenen Teilnehmer noch lange auf dem schönen Berge vereinte. — Wir schieden mit der Überzeugung, daß die neueste Schöpfung der Erzgebirgsvereine, der Borbergturm, ebenfalls dazu beitragen wird, den Touristenverkehr im Gebirge zu beleben.
M.
Wolkenstein, Ende Mai 1882. Der Erzgebirgs-Zweigverein Wolkenstein veranstaltete den 3. Osterfeiertag d. J. im sächsischen Hof zu Wolkenstein ein Instrumental- und Vokal-Konzert zum Besten des Fonds für den Turmbau auf der Bruderhöhe. Trotzdem nun der geehrte Männergesangverein von Wolkenstein und verschiedene Freunde des Vereins unentgeltlich mitwirkten, für welche Unterstützung auch an dieser Stelle öffentlich gedankt sein soll, und trotzdem der Besuch des Konzerts ein sehr erfreulicher war, entsprach leider das Resultat desselben in pekuniärer Beziehung den gehegten Erwartungen nicht. Das Eintrittsgeld konnte nur ein mäßiges sein, und Kosten finden sich bei solchen Unternehmungen, trotz aller Sparsamkeit, immer mehr, als vorausgesetzt wird. Und so war es auch hier. Die Spesen verschluckten den größten Teil der Einnahmen, und dem oben erwähnten Turmbaufond konnte nur ca. ⅓ derselben zufließen.
Deshalb wird aber der Mut nicht verloren, im Gegenteil, man ist dem Projekt in Gemeinschaft mit dem Bruderverein Marienberg wieder einen Schritt näher getreten. Sind Mittel auf solche Weise der gemeinsamen Kasse nur spärlich zuzuführen, so beabsichtigt man nun, Anteilscheine auszugeben und hofft hierbei auf kräftige Unterstützung des hiesigen und auswärtigen Publikums. Die Anteilscheine würden natürlich unverzinslich sein, doch müßte jedes Jahr eine bestimmte Anzahl derselben von den beiden Vereinen ausgelost und zurück bezahlt werden. Sehr zu hoffen und zu wünschen ist nur ein recht baldiger Absatz der Scheine, vielleicht würde es dann möglich, den Bau noch dieses Jahr zu beginnen. Wenn sich nur unsere verehrten Sommerfrischler und Badegäste an dem Unternehmen recht lebhaft beteiligen wollten. Möchten wir doch Allen den Aufenthalt in unsern schönen Bergen so angenehm als möglich machen. Und wahrlich, im vorigen Jahre sowohl, als auch heuer ist viel geschehen, um dies zu erreichen.
So sind im Warmbad bei Wolkenstein bedeutende Neubauten, Reparaturen und Verschönerungen ausgeführt, die den Willen des gegenwärtigen Besitzers bekunden, den Ansprüchen der jetzigen Zeit mehr und mehr Rechnung zu tragen. Auch den Wohnungen für Sommerfrischler in und um Wolkenstein hat man mehr Aufmerksamkeit als früher angedeihen lassen, so daß auch diese, wenigstens zum Teil, größeren Ansprüchen genügen. Endlich darf auch der Erzgebirgsverein Wolkenstein sein Licht nicht allzusehr unter den Scheffel stellen. Er hat sämtliche von ihm angelegten Wege einer gründlichen Ausbesserung unterworfen, noch weiter nötige Bänke und Wegweiser angebracht und ist dabei, einen Weg noch nach dem Zeisigstein anzulegen, der gewiß auch fleißig besucht werden wird. Weiter gab er ein Kärtchen von Wolkenstein nächster Umgebung und eine Orientierungstafel für Touristen heraus, Beides von einem thätigen Mitglied des Vereins mit großer Sorgfalt bearbeitet. Die Karte selbst ist für den gewiß billigen Preis von 10 Pf. in verschiedenen Verkaufsstellen zu haben und sind auf derselben sämtliche Straßen, Fahr-, Fuß- und Schleichwege so genau verzeichnet, daß sich Jeder leicht selbst bei etwaigen Ausflügen und Spaziergängen vollständig orientieren kann. Und hierzu bietet sich die mannigfachste und lohnendste Gelegenheit. Schon ein kurzer Gang durch den Hag, Villa Maxenstein nach Arnolds Garten-Restaurant zeigt uns ein herrliches, durch Bahn und Fluß belebtes Thal, auf einer Seite begrenzt durch schroff aufsteigende Felsen, umrahmt von schönen Laub- und Nadelwaldungen, im Hintergrund das höhere Gebirge mit dem Pöhlberg, Fichtelberg, Keilberg, Haßberg u. s. w. Ein anderer eben auch kurzer Weg führt uns nach dem der Stadt gegenüberliegenden Ziegenbergfelsen; hier bieten sich uns auch prächtige Blicke ins Zschopauthal und nach der Stadt Wolkenstein. Wollen wir unsere Spaziergänge etwas weiter ausdehnen, so besuchen wir die Brückenklippe, gehen über den romantisch gelegenen Floßplatz (mit einfach ländlicher, aber guter Restauration), nach den Heidelbachfelsen oder über Fabrik Falkenhorst-Falkenhorstwand nach dem Warmbad. Auf dem Rückwege nach der Stadt besuchen wir die Hüttenmühle mit ihren schattigen Plätzen und können uns auch hier, wie auf dem Floßhaus, an frischer Milch, gutem einfachen Biere und frugalem Imbiß erquicken. —
Noch viele lohnende Partien, nah oder fernere, ließen sich hier anführen, wir erinnern nur noch flüchtig an das so nahe Bad Wiesenbad mit seinen prächtigen Anlagen, an die drei Brüder, in deren Nähe der Turmbau projektiert ist, an Scharfenstein, Streckenwalde, an die Nähe Annabergs u. s. w. Doch dies Alles zeigt uns ja ganz ausführlich die Orientierungstafel für Touristen, die allerorts zu finden ist, und Herr Dr. Neeße sagt „Genug für heut!” Nur das soll noch Erwähnung finden, daß wir von vorgekommenen Prellereien, wie solche in No. 3 des Glückauf Erwähnung fanden, in unserer Nähe noch Nichts vernahmen, im Gegenteil wir müssen unsern sämtlichen Gastwirten und Restaurateuren das Zeugnis geben, daß sie bei zivilen Preisen möglichst gut bedienen, von sogenannten „Saisonpreisen” kennt man vorläufig noch Nichts. Wünschen wir, daß es so bleibt und freuen wir uns, wenn recht viele Touristen, Sommerfrischler, Badegäste auch dies Jahr wieder angemessene Tage bei uns verleben.
Was rennt das Volk, was wälzt sich fort
Zum Drachenfelsen brausend fort?
Schönheide, 1. Juni. Auf dem „Knock” (nunmehr Drachenfelsen) entwickelte sich gestern von Vormittag 11 Uhr an ein sehr bewegtes Treiben; es galt der Einweihung der daselbst von Herrn Kaufmann Gustav Emil Leistner hier errichteten Aussichtshalle, von der aus sich ein prächtiges Panorama von Schönheide und Umgegend darbietet. Die Klänge der vom Poller‘schen Musikchor exekutierten Musik, das herrliche Wetter und die von Herrn Leistner in splendidester Weise dargebotenen leiblichen Genüsse veranlaßten eine sehr animierte Stimmung und das Verweilen der Festteilnehmer bis zur Absorption sämtlichen vorhandenen flüssigen Stoffes, der in ziemlich ansehnlichen Quantitäten zur Stelle geschafft wurde. Ein Teil der Festteilnehmer machte sodann noch von der Gastfreundschaft des Herrn Ulrich Bischoffberger Gebrauch, der in seinem wohlgepflegten, mit herrlichen Lauben ausgestatteten Garten auch seinerseits Alles aufbot, die festliche Stimmung bis zum Abend ausdauern zu lassen. — Der Pavillon des Drachenfelsens ist von Walzeisen in der Form eines Achteck hergestellt, ca. 4 ⅓ Meter hoch, ca. 3 Meter im Durchmesser, mit Bänken und Tisch versehen und gewährt, wie schon erwähnt, einen schönen Rundblick namentlich auf Schönheide. Drachenfels ist der „Knock” von Herrn Leistner deshalb benannt worden, weil (laut Anschlags am Felsen) am 30. Mai 882 auf demselben der letzte Drache des Erzgebirges erwürgt wurde. Möge Niemand versäumen, sich gelegentlich das „Panorama von Schönheide” einmal anzuschauen. Möge aber auch jeder Besucher desselben nach Kräften mit dafür sorgen, daß die mit ansehnlichem Geldaufwande hergestellte Aussichtshalle nicht unter rohem Vandalismus leide, wie er dann und wann namentlich von halbwüchsigen Burschen geübt wird, sodann aber auch, daß dem berechtigten Wunsche der Besitzer der den Drachenfelsen begrenzenden Grundstücke, den Weg zum Felsen nicht über die letzteren zu nehmen, stets Rechnung getragen werde. — Herrn Leistner aber sei für die Herstellung seines Pavillons auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Dem Vernehmen nach beabsichtigt derselbe übrigens nächstes Jahr auch auf dem „Fuchsstein” bei Schönheide ein Bauwerk errichten zu lassen, welches auch diesem schönen Stückchen Erde zu dem Ansehen verhelfen soll, das es verdient. Auf dem Drachenfels endlich wird künftig jedesmal an den Pfingstfeiertagen concertiert werden, und zwar sollen die dadurch entstehenden Kosten aus einem Fond bestritten werden, welcher gestern auf Anregung des Herrn Kreyßig zu diesem Zwecke gegründet worden ist und von dem als Verwalter des Fonds erwählten Herrn Oswald Rödger bei passenden Gelegenheiten vermehr werden soll. Schließlich sei noch erwähnt, daß die im Pavillon angebrachte, mit der Aufschrift „Zur Christbescherung für Arme” versehene Sammelbüchse gestern ein sehr ansehnliches Resultat ergeben hat.
Dieselbe Gründung wird auch in folgendem uns zugegangenen Gedichte verherrlicht:
Von den mäßig hohen Hügeln,
Die die Mitte von Schönheide
Nach dem Süden hin begrenzen,
Und die freundlich jetzt ausschauen
In dem grünen Pfingstgewande,
Winkt der „Knock”, der felsenreiche.
Hierhin lenket seine Schritte
Oft Herr Gustav Emil Leistner,
Rats- und Handelsherr allhiero.
Denn der „Knock” gewährt den besten
Ausblick auf die „Schöne Heide”,
Die im Thale langgestreckte.
Manche Freud‘ und manche Sorge
Hat er still dem Berg vertrauet
In der langen Reih‘ von Jahren;
Mancher schmerzliche Gedanke,
Mancher frohe Hoffnungsschimmer
Wandert‘ mit zum nahen Hügel.
Und es knüpft sich an denselben
Manch‘ Erinnern an Vergang’nes:
Froher Zeiten, trüber Stunden,
Herben Weh’s schmerzvollen Scheidens
Bitter, heiterer Erfahrung
War der „Knock” ein stummer Zeuge.
Drum auch lenket seine Schritte
Oft Herr Gustav Emil Leistner
Nach dem Berg,‘ dem altbekannten,
Und es reift in ihm die Absicht:
Für die Tag,‘ wo Regenschauer
Uns im Freien überfallen
Auf dem „Knocke” zu errichten
Sorglich schützend Dach dem Wandrer,
Der sich aus Geschäftes Sorgen, —
Von der Werkstatt schwerer Arbeit, —
Aus der dumpfen Aktenstube
Nach dem Hügel hinbegeben.
Und es ward zur That der Vorsatz,
Und am Pfingsttag‘ grüßt‘ vom Knocke
Froh ein Pavillon hernieder.
Freundlich ladet er zum Ausruh’n
Und zur Umschau auf Schönheide,
Schutz versprechend vor dem Regen.
Nicht in ungemess’ne Ferne
Schweift der Blick, der freudbelebt,
In der Nähe weilt er trunken.
Deshalb ist die Aussichtshalle
Vom Erbauer gut benennet:
„Panorama von Schönheide.“
Sieht man auf den „Adlerfelsen“
Mit der schmucken Aussichtswarte,
König Alberts Turm bei Bernsbach,
Einen Teil von Burkhardtsgrün,
Ferner Lößnitz’s grüne Berge
Und ein Stück von Lichtenau.
Weiter Stützengrün zum Teil
Und Neuhaide: grüßt vom hohen
Kuhberg auch Prinz Georgs Turm:
Gern doch kehrt der Blick zurück
Von der Ferne auf das nahe
Panorama von Schönheide! —
Stützengrün, den 2. Juni. Um nicht bloß ein Erzgebirgsverein zu heißen, sondern auch in der That ein solcher zu sein, hat es sich der erst seit Jahresfrist bestehende hiesige Zweigverein stets angelegen sein lassen, die auch in seinem Bereich mannigfach vorkommenden schönen Gebirgspartien und Aussichtspunkte mehr und mehr zu erschließen und dem Publikum in leichter Weise zugänglich zu machen und hierbei auch den bereits auf der Touristenkarte markierten Fuchsstein, von welchem man eine entzückende Rundsicht hat, ins Auge gefaßt; nachdem derselbe nun durch Anlegung neuer, bez. Verbesserung vorhandener Wege und Anbringung von Wegweisern leichter zugänglich, durch Aufstellung einer weithin sichtbaren Flaggenstange erkenntlich und den Besuchern durch Aufstellung einiger Ruhebänke der Aufenthalt daselbst angenehmer gemacht worden war, wurde am Sonntage den 21. Mai d. J. dieses erste größere Ergebnis der Wirksamkeit des Vereins geweiht und der allgemeinen Benutzung übergeben. Ein stattlicher Festzug, gebildet aus den Vereinsmitgliedern, sowie den hierzu besonders eingeladenen Gesang- und Militärvereinen und der freiwilligen Feuerwehr von Oberstützengrün, begleitet von einem Musikchor und endlich dem zufälligerweise ebenfalls mit einem Musikchor auf einem Ausflug nach hier begriffenen Militärverein von Oberkrinitz, selbstverständlich verschönt durch eine große Anzahl von Frauen und Töchtern der Teilnehmenden, bewegte sich von der Restauration des Erzgebirgsvereinsmitgliedes Herrn Oswald Baumgärtel unter den Klängen der beiden Musikchöre nach dem Fuchsstein, woselbst bereits eine nach vielen Hunderten zählende Volksmenge angetroffen wurde. Auf dem Festplatze angelangt, hielt der Vorsteher des Erzgebirgsvereins, Herr Lehrer Ludwig eine weithin tönende Ansprache. Ausgehend von dem Satze: „Auch das Wenige, was man thut wird dazu beitragen, daß das Ganze herrlicher erblühe, wenn man es deswillen thut”, gedachte er der Bestrebungen des Erzgebirgsvereins. Es sei nicht bloß sein Zweck, die hohen Berge zu erschließen, alle schönen Aussichtspunkte und liebliche Gebirgspartien sollen erschlossen werden, zu denselben gehöre auch unstreitig der Fuchsstein. Da man von selbigen aus, wie von keiner anderen Stelle, auch ganz Stützengrün übersehen kann, so sprach er den Wunsch aus, daß man von ihm aus stets auf einen Ort sehe, über welchen der allgütige Gott gnädig walte und in welchem es sich friedlich wohnen lasse und daß im ganzen Lande der Friede, den wir alle wünschen, erhalten bleibe und gedachte dabei des Hohen Protektors des Gesamtvereins, Sr. Königl. Hoheit Prinz Georg von Sachsen, Hochdemselben zum Schluß seiner Rede auch von dieser Höhe ein allseitig und freudig aufgenommenes Hoch darbringend.
Hierauf erfolgte die Übergabe an das Publikum. Herr Wappler, Vorsteher des Militärvereins von Oberkrinitz, rühmte die Bestrebungen des Zweigvereins und brachte demselben ein Hoch.
Durch Musik und Gesangsvorträge passender Piecen wurden die Anwesenden noch längere Zeit erfreut, bis man mit Eintritt der Dunkelheit in dem Bewußtsein, bei herrlichem Frühlingswetter einem zwar einfachen, aber nichtsdestoweniger schönem Feste beigewohnt zu haben, in geordnetem Zuge den Fuchsstein, von welchem die Aussicht zwar nicht so bedeutend umfangreich ist als vom Kuhberg, dessen Gebirgspartien aber imposanter sind, wieder verließ und in mehrstündigen gemütlichen Beisammenbleiben den angenehm verlebten Nachmittag beschloß.
Adorf, 6. Juni. Der hiesige Erzgebirgszweigverein hat im Sommer dieses Jahres wieder zwei größere Bauten ausgeführt, welche nunmehr der Öffentlichkeit übergeben sind. Auf der Jugelsburger Höhe, von wo aus sich Bad Elster, Adorf, sowie das ganze obere Vogtland mit seinen Höhen prachtvoll präsentiert, ist ein Erdaufwurf nebst Ruhebänken und Flaggenstange errichtet und am 21. Mai eingeweiht worden, während am 4. Juni ein schöner mit Kies bestreuter Fußweg an dem Eisenbahndamme und dem Mühlhausener Eisenbahnviadukt hin vollendet resp. eingeweiht wurde. Der Weg führt direkt nach den vom Verein gekennzeichneten Aussichtspunkten in Remtengrün und Jugelsburg und ist besonders auch für die Elsterer Badegäste sehr dienlich, da auf demselben die Steigungen nur mäßig sind. Die zwei Bauten kosten über 200 M. Ein dritter großer Bau, die Errichtung eines Aussichtsturmes auf der Bergener Höhe, wird im nächsten Monat beginnen.
1) Anm. Da uns vom Zweigverein Kirchberg aus direkt über die oben beschriebene Festlichkeit keine Nachricht zugegangen ist, wir es aber der Vollständigkeit wegen für angezeigt halten, hierüber auch in unserm Blatte zu berichten, geben wir im folgenden das diese Einweihung behandelnde Referat des Erzgebirgischen Volksfreundes wieder.
Die Redaktion.
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 6 v. 15. Juni 1882, S. 49 – 54.