Litterarisches.

Moser, Reisehandbuch für das sächsische Erzgebirge und das Vogtland. Leipzig, Bauer, 1882. Obwohl weder der in touristischer Hinsicht wohlbekannte Verfasser des obigen Wegweisers, noch die Verlagsbuchhandlung es für angezeigt erachtet haben, dasselbe im eigensten wohlverstandenem Interesse entweder dem Gesamtvorstande zur Empfehlung oder der Redaktion dieses Blattes zur Besprechung in demselben vorzulegen, wollen wir nicht mit gleicher Münze lohnen, sondern mit Rücksicht auf die berechtigten Interessen der Leser dieses Organs und aller Mitglieder des Erzgebirgsvereins auf das Werkchen, welchem wohl mehr der bescheidene Titel eines Wegweisers oder Führers zukommen und anstehen möchte, hierdurch aufmerksam machen. Das Büchlein beginnt mit einem zunächst das Erzgebirge empfehlenden Gesamtbilde desselben, welches außerdem noch kurze geschichtliche und industrielle Notizen, sowie die allbekannten Ratschläge für Fußreisende bringt. Hieran reiht sich eine nach geschichtlicher Seite hin weit ausführlichere und eingehendere Besprechung des Vogtlandes. Was allerdings dann das Elbthal mit der sächsischen Schweiz in einem Führer will und soll, der sich nach eigner Angabe mit Erzgebirge und Vogtland beschäftigt, ist dem Schreiber bis zum gegenwärtigen Augenblicke noch nicht klar; denn nun und nimmer mehr kann man dieses Hauptflußthal Sachsens zum Erzgebirge oder wohl gar Vogtland rechnen. Weiter reihen sich dann an: Ausflüge von Leipzig über Altenburg bis Zwickau; über Rochlitz, Chemnitz und Freiberg2), von Chemnitz nach Annaberg, von Chemnitz nach Waldheim, von Chemnitz nach Freiberg, Ausflüge von Annaberg; die vogtländische Schweiz, Ausflüge von Plauen, von Bad Elster über Auerbach nach Reichenbach. Eine Karte von der Elster bis zur Elbe, wiederum bloß als solche des Erzgebirges bezeichnet, ist dem Büchlein angeheftet. — Was den Inhalt des ganzen Buches anbelangt, so werden diejenigen unter unsern Lesern, welche sich für die Geschichte der darin beschriebenen Städte interessieren und denen das dafür maßgebende Werk, Schumanns Kirchenlexikon von Sachsen, nicht zugängig ist, eine reiche Fundgrube der Belehrung und Unterhaltung entdecken. Leider läßt sich ein gleich günstiges Urteil über das Buch in touristischer Hinsicht nicht fällen. Das Thal von Aue wildromantisch zu nennen, ist wohl etwas zu viel behauptet; das einfache Wort romantisch oder lieblich hätte wohl auch genügt. In der Nähe von Schneeberg spricht der Verfasser von einem Schlemaer Gebirge. Uns den in dessen unmittelbarer Nähe Wohnenden ist eine derartige Bezeichnung vollständig unbekannt. Wenige Zeilen weiter unten ist von den das Schlemathal links begrenzenden Höhen die Rede und gesagt, daß man dieselben als Vorgebirge des Keilbergs betrachten kann. An dieser Stelle dürfte nicht überflüssig gewesen sein hinzuzufügen, daß dieser Berg im NW von Schneeberg liegt; denn jeder der Gegend nicht ganz kundige Leser wird bei der einfachen Erwähnung des Namens an die in Böhmen liegende Krone des Erzgebirges denken. Johanngeorgenstadt, welches nach den Ergebnissen der Zählung vom 1. Dezember 1880 eine Einwohnerzahl von 4411 Seelen hatte, kann im laufenden Jahre nicht weniger als 37 ihrer Schwestern in der kurzen Zeit von kaum einem Jahre überflügelt haben. Diese wenigen Ausstellungen mögen genügen, um darzuthun, daß, wenn das Buch auch in touristischer Beziehung ein vollständig treuer und zuverlässiger Begleiter sein soll, dasselbe bei einer späteren Auflage nach dieser Seite hin einer gründlichen Durchsicht wird unterworfen werden müssen.

N.

1) Der Verfasser gebraucht allein und mit Vorliebe die schon längst als falsch erkannte Form Voigtland.

2) Diese Ueberschrift ist falsch, sie müßte heißen: Rochlitz, Chemnitz und Muldenthal; Freiberg kommt erst später vor.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 9 v. 15. September 1882, S. 83 – 84.

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