Im Ratskeller zu Schwarzenberg am 8. Oktober 1882 und folgende Tage.
Aussteller | Gegenstände |
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Die geologische Landesuntersuchung zu Leipzig | ca. 300 Stück Gebirgsmineralien und die neuen geologischen Sektions-Spezialakten mit Erläuterungen etc., unter ersteren Silbererze vom Amandus Flachen in Lauta bei Marienberg, die verschiedensten Sorten von Mineral- und Erzgängen des Erzgebirges. |
Bauunternehmer Blechschmidt in Schwarzenberg | Wißmuterze von Tannenbaum Fdgr. bei Antonsthal. |
G. Zschierlich in Geyer | Eisensteinerze etc. aus der Umgebung von Geyer und Elterlein. |
Die Schwarzenberger Hütte | desgl. von den Langenberger Gruben und von „Hülfe Gottes” am Irrgang bei Platten. |
Wengler in Schwarzenberg | Kalksteinblöcke vom Wildenauer Kalkbruch. |
Facius in Raschau | Kalksteinsorten vom Raschauer Kalkbruch. |
Verschiedene Erzgebirgs-Zweigvereine | Touristentafeln mit dazu gehörigen Spezialkarten, von denen besonders die Dippoldiswalder Rundsichtkarte hervorzuheben ist. |
Bahnbilleteur Lorenz in Schwarzenberg | Waldmosaikarbeiten (Rauchtisch, Nachbildung des Schwarzenberger Bahnhofs). |
E. Günther in Schneeberg | verschiedene Arbeiten von präpariertem Holzstoff. |
Dr. med. Röber in Frauenstein | Waldarbeiten (Blumentopfbekleidung, Briefmappe, Bilderrahmen, Cigarrenhalter). |
L. Schreiter in Aue | Erzgebirgs-Kräuter-Erzeugnisse. |
Die Stadt Schwarzenberg | ein Ölgemälde (die Stadt i. J. 1852). |
Schuldirektor Leschner daselbst | Bilder (Stahl- und Holzstich) der Stadt Schwarzenberg aus den Jahren 1790, 1820, 1824, 1830 und 1839. |
Die Bürgerschule daselbst | einen ausgestopften Auerhahn, eine Schmetterlingssammlung auf einem zum Aufstechen von Insektennadeln sich besonders gut eignenden Stück Torf von Jahnsgrün und einige Holzschnitte, z. T. poliert, von der Sumpfkiefer von Weitersglashütte. (Dies Holz ist zweckmäßig zur Herstellung kleiner Schnitz- und Drechslerarbeiten zu benutzen.) |
Oberlehrer Dr. Köhler in Schneeberg, Vereinsvorsitzender Gesamtvorstand des Erzgebirgsvereins | Chroniken, ältere und neuere Schriften über das Erzgebirge, insbesondere dessen Städte. |
Oberlehrer Möckel in Schneeberg | Briefbeschwerer mit Blumeneinlage. |
Seminarist Günther daselbst | Höhenschichtenkarte von Schneeberg und Umgebung. |
Buchbindermstr. Dörfel daselbst | Chroniken. |
Oberlehrer Metzner in Plauen (Neupert´sche Buchhandlung) | (Metzner, Vogtländische Wanderungen. Plauen bei Neupert 1882. Desselben Festrede: Das Erzgebirge und seine Bedeutung für die Kulturentwicklung Sachsens. Annaberg, bei Graser 1881.) |
Oberförster Franke in Schönheide | Chronik von Oberwiesenthal. |
Erzgebirgszweigverein Dippoldiswalde | Miniatur-Töpferwaren, als Kinderspielzeug und nebenbei auch zum Schmuck an Christbäumen geeignet. Eigentümlicher Industriezweig Dippoldiswaldes. |
C. G. Nestler in Zelle | Waldmosaikarbeiten, Touristenandenken (Bilderrahmen, Zeitungshalter, Streichholzkästchen, Rauchutensilien, Schlüsselhalter, Fruchtschaluntersetzer, Cigarrenabstreicher, Tabak- und Cigarrenkasten, Rauchtisch, Photographiehalter etc.) |
Photograph Merz in Schwarzenberg | Photographien der hübschesten Ansichten aus der Umgebung Schwarzenbergs, der Stadt selbst, des Bades Ottenstein etc. |
F. Fritzsch in Stützengrün | Touristenandenken (Bürsten) |
Wilhelm Vogel in Schwarzenberg | Touristenandenken (Galanterie- und Holzwaren mit Photographien, Krimstecher etc.) |
Hecker & Sohn in Bernsbach | Touristenandenken (Blechwaren) |
C. G. Bretschneider in Zelle | Touristenandenken (Porzellanwaren mit eingebrannten Photographien) |
Die den größeren Teil des Ausstellungsraumes einnehmenden, von der geologischen Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen (Direktion Herr Oberbergrat Prof. Dr. H. Credner in Leipzig) zur Verfügung gestellten Gegenstände bestanden aus den sämtlichen bis jetzt erschienenen 35 Blättern der neuen geologischen Spezialkarte von Sachsen samt zugehörigen Erläuterungen, sowie aus einer größeren Suite von Belegstücken, welche bei der Untersuchung der Gegend von Schwarzenberg von Herrn Sektionsgeologen Dr. F. Schalch größtenteils im Laufe dieses Sommers gesammelt worden waren.
Auf die genannten Publikationen des geologischen Landesinstituts ist in letzter Zeit bereits in den Tagesblättern wiederholt hingewiesen worden und sei hier nur noch speziell hervorgehoben, daß die betreffenden, bis jetzt vorliegenden Sektionen das sächsische Mittelgebirge, sowie das zwischen diesem und dem Erzgebirge sich ausdehnende erzgebirgische Becken vollständig umfassen, während vom Erzgebirge selbst bis jetzt die Sektionen Chemnitz, Schellenberg, Stollberg, Burkhardtsdorf, Zschopau, Lößnitz, Geyer, Marienberg, Elterlein und Annaberg vorliegen. Doch sind außerdem noch mehrere der anschließenden Sektionen, wie Kirchberg, Schneeberg, Schwarzenberg, Eibenstock und Kupferberg teils fertig aufgenommen, teils im Druck begriffen, so daß binnen kurzer Zeit die sämtlichen, den westlichen Teil des Erzgebirges umfassenden Blätter im Buchhandel zu haben sein werden. Den Sektionen des erzgebirgischen Beckens sind drei Tafeln mit Durchschnitten, Horizontalplänen und Schachtprofilen über die Kohlenflöze von Zwickau, sowie von Lugau-Ölsnitz in größerem Maßstabe beigefügt, durch welche die Ausdehnung, Mächtigkeit, Lagerungsverhältnisse etc. der Plätze veranschaulicht werden. Dieselben wurden auf Grundlage des gesamten, von den betreffenden Verwaltungen in anerkennenswertester Weise zur Verfügung gestellten Materiales konstruiert und lassen, was Schönheit und Eleganz der Ausführung anbelangt, nichts zu wünschen übrig.
Die Teile der Umgebung von Leipzig darstellenden Flachlandsektionen erlangen dadurch, daß auf ihnen auch die Bodenverhältnisse ganz speziell wieder gegeben sind, für die Zwecke der Landwirtschaft und Bodennutzung überhaupt noch eine besondere Bedeutung. Eine Suite mit ausgelegten Successivabzügen von Sektion Rochlitz diente zur Erläuterung des Entstehens eines fertigen Kartenblattes nach Passieren der einzelnen mit je einer besonderen Farbenuance versehenen Platten. Die Belegstücksuite umfaßte ein, wenn auch nur einer verhältnismäßig wenig ausgedehnten Gegend entstammendes, so doch nicht weniger reichhaltiges und interessantes Material an Gebirgsarten und Mineralien und gab in anschaulicher Weise Zeugnis von der ungewöhnlichen Mannigfaltigkeit, welcher sich gerade die Gegend von Schwarzenberg in geologisch-mineralogischer Beziehung zu erfreuen hat. Wir können von der großen Fülle des Gebotenen nur einiges wenige, besonders Bemerkenswerte hervor heben.
Von den Gebirgsarten waren in ausgewählten, sorgfältig formatisierten Exemplaren vertreten: eine Anzahl Gesteine der Gneißformation, sowie die sämtlichen Felsarten der Glimmerschiefer- und Thonschieferformation in ihrer dem westlichen Erzgebirge eigentümlichen Varietätenmannigfaltigkeit. Ihnen reihten sich die in der einen oder anderen dieser Formationen aufsetzenden Eruptivgesteine an. – Unter den eigentlichen Gneißen befand sich obenan der in der nächsten Umgebung von Schwarzenberg besonders typisch vorkommende, zur Zeit durch die Eisenbahnbauten vorzüglich aufgeschlossene grobfaserige Augengneiß. Von den Gesteinen der Glimmerschieferformation lagen vor: normale und feldspatführende Glimmerschiefer (Gneißglimmerschiefer), Quarzglimmerschiefer und Quarzitschiefer, Kalksteine (unter diesen der durch seine Reinheit sich auszeichnende vom Fürstenberg sowie ein großer Block aus dem Facius´schen Kalkbruch bei Raschau), Amphibolite, gerollführende Gneiße von Hammer-Obermittweida und eine Anzahl der in der Schwarzenberger Gegend so typisch entwickelten erzführenden Grünsteine (mit Blende, silberhaltigem Bleiglanz, Arsenikkies, Kupferkies, Eisenkies, Magneteisenstein, Magnetkies etc. etc).
Die Gesteine der Thonschieferformation waren durch eine Reihe von Quarz- und Feldspatphylliten, eigentlichen, z. T. als Dachschiefer verwendbaren Thonschiefern, Quarzitschiefern, Kieselschiefern, Hornblendegesteinen u. s. w. repräsentiert. Von Eruptivgesteinen reihten sich an: die verschiedenen Granitvarietäten des Eibenstock-Neudecker Massivs, ferner Granite von Aue, Auerhammer, Lauter, Schwarzenberg, Erla, Greifenstein etc., Greisen von Geyer, porphyrische Mikrogranite vom Magnetenberg und Teufelsstein, Glimmerdiorite, feinkörnige Syenite und verschiedener Fundarten. Im Anschluß an die Eruptivgesteine und speziell an die Granite folgte eine Auswahl von verschiedenartigen, durch diese Gesteine hervorgebrachten Umwandlungsprodukten des Thonschiefers und Glimmerschiefers (letztere bis jetzt anderwärts noch nicht beobachtet). Die zweite Hälfte der Belegstücke bestand aus einer möglichst vollständigen Zusammenstellung der in der weiteren Umgebung von Schwarzenberg vorkommenden Mineralien. Wir sehen unter anderem neben zahlreichen anderweitigen interessanten und ausgezeichneten Stücken von Annaberg (Flußspate und Schwerspate), Ehrenfriedersdorf (Apatite, Zinnsteine, Flußspate etc.), mehrere Scheelite vom Fürstenberg, 1 Skorodit von Stamm Asser am Graul, mehrere Helvine von Unverhofft Glück an der Achte, Greenockit und Kieselzinkerz von Neue Silberhoffnung bei Pöhla (letzteres Mineral für Sachsen neu), sowie eine Serie von Pseudomorphosen.
Von den teils besonders wertvollen und seltenen, teils leicht zerbrechlichen, unter Glas aufgestellten Stufen erregten namentlich mehrere Exemplare von Glaserz und Rotgültigerz aus der bereits seit mehreren Jahren durch ihre reichen Anbrüche berühmt gewordenen Grube Vater Abraham bei Marienberg, sowie rohe, geschliffene und zu Schmuckgegenständen verarbeitete Amethyste aus der Nähe von Wiesenbad allgemeine Bewunderung. Die letzteren stehen, namentlich bezüglich ihrer Farbenintensität, den besten Abänderungen dieses Edelsteins nichts nach. Den Schluß der mineralogischen Sammlung bildete eine reiche Kollektion von Eisenstein- und Braunsteinstufen aus den Gruben bei Langenberg und von Hilfe Gottes am Irrgang bei Platten, welche die Schwarzenberger Hütte, sowie Herr Gustav Zschierlich, Farbenfabrikant in Geyer, gütigst zur Verfügung gestellt hatten.
Eine ansehnliche Suite von zum Teil ausgezeichnet schönen und kompakten Wismuterzen (Kupferwismutglanz) und anderweitigen, diese begleitenden Mineralien der in mineralogischen Beziehung so interessanten Grube Tannebaum am Hirschstein bei Bermsgrün hatte Herr Ingenieur Blechschmidt von Schwarzenberg gütigst mit aufgestellt, wie denn auch noch besonders zu erwähnen ist, daß zur Erreichung möglichster Vollständigkeit hinsichtlich des mineralogischen Teiles der Ausstellung sich die Herren Schichtmeister Oehme in Raschau und Zschierlich in Geyer durch Einreihung einer Anzahl von Stücken aus ihren Privatsammlungen besonders verdient gemacht zu haben. –
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 11 v. 15. November 1882, S. 101 – 104.