Mitteilungen aus den Zweigvereinen.

Marienberg, den 20. September. In dem auf der benachbarten Dreibrüderhöhe errichteten und jetzt in seiner Aufstellung vollendeten Aussichtsturme hat die ganze Gegend nicht nur einen großen Schmuck, sondern auch einen Aussichtspunkt erhalten, der bei klarem Wetter eine der entzückendsten Rundsichten gewährt und in einem unvergleichlich schönen Panorama den größten Teil des oberen und niederen Erzgebirges umfaßt. Vom Keilberge in Böhmen bis zur Augustusburg und zu den Höhen hinter Chemnitz und Freiberg, vom Rammels- und Auersberge bis zum Kahlenberge bei Altenberg reicht das überaus anmutige und großartige Gebirgsbild. Der Punkt ist um so wertvoller, als derselbe von der Marienberg-Wolkensteiner Chaussee aus auf bequemste Weise binnen 5 Minuten zu Fuß oder Wagen zu erreichen ist und durch seine geringere absolute Höhe (687 m) dem Besucher das ganze Bild viel näher rückt, als dies auf hohen Bergen, wo Alles oft viel zu entfernt erscheint, der Fall sein kann. Sicher steht daher auch zu hoffen, daß der Turm viel besucht werden und das ziemlich große Geldopfer, das er verursacht hat, reichlich lohnen wird. Die Gesamtkosten stellen sich auf ca. 3500 Mk. und würde diese Summe noch eine Steigerung erfahren müssen, wenn der Einbau einer Unterstandshütte nicht dadurch, daß in fast unmittelbarer Nähe des Turms ein Restaurant errichtet werden wird, erspart werden könnte. Die nötigen Geldmittel sind zum größten Teile durch Verausgabung von Anteilscheinen á 3 Mark, die sich zur Zeit bis auf eine geringere Anzahl bereits in festen Händen befinden und von denen alljährlich wenigstens 50 Stück ausgelost und nach dem Nennwerte zurückgezahlt werden, beschafft worden. Ganz besonderen Dank gebührt auch dem geehrten Vorstande des Gesamtvereins, durch dessen gütige Vermittelung dem Unternehmen eine sehr wesentliche Beihilfe zugeflossen ist.

Der Bau selbst, in 9 Etagen durchweg aus Eisen aufgeführt, ruht zunächst auf 6 starken, massiven, in einer 1½ m hohen, ½ – 1 m dicken Grundmauer vielfach verankerten und durch Querschienen verbundenen, cementierten Säulen, wird von 6 schmiedeeisernen Röhren in seinen inneren Teilen gehalten und führt auf einer massiven, 90 undurchbrochene, geriefte Stufen zählenden Treppe zur obersten, 3 m im Durchmesser fassenden Galerie, während eine 2. Untere Galerie namentlich solchen Besuchern, welche leicht zu Schwindel geneigt sind und den vollen Aufstieg scheuen, sehr willkommen sein dürfte. Wie wir übrigens aus eigener Erfahrung versichern können, ist der Turm so außerordentlich solid konstruiert, daß er dem Besucher das Gefühl der vollsten Sicherheit giebt und selbst für die ängstlichsten Personen den Aufstieg nicht nur als einen bequemen, sondern auch absolut gefahrlosen erscheinen läßt. Zum Ausweichen sind 3 Podeste angebracht, von denen man ebenfalls eine prächtige Ausschau hat und welche, wie das ganze Treppengeländer, noch zu Erhöhung des Sicherheitsgefühls mit einem besonderen Schutzgeflecht versehen sind. Der Bau ist in allen seinen Teilen so vorzüglich ausgeführt und so sinnig und praktisch konstruiert, daß man nicht umhin kann, dem Lieferanten, Herrn Maschinenfabrikanten Karl Reinsch in Dresden, der in uneigennützigster, ehrenvollster Weise den ihm erteilten Aufträgen gerecht geworden ist, auch hier alle Anerkennung auszusprechen und seine bewährte Firma für vorkommende Fälle angelegentlichst zu empfehlen.

Nach einem Beschlusse der Vereinsvorstände ist angesichts des nahen Winters die feierliche Eröffnung und Einweihung des Turmes bis aufs nächste Frühjahr verschoben worden und soll bis dahin nur ein beschränkter Besuch den Vereinsmitgliedern und Inhabern von Anteilscheinen, sowie den durch erstere eingeführten fremden und einheimischen Nichtmitgliedern gegen ein Entree von 10 Pf. pr. Person gestattet werden. Die Turmschlüssel sind zu diesem Behufe in den Wohnungen der Vereins-Vorstands-Mitglieder niedergelegt, wo sie von bekannten Personen, denen zugleich die Rücklieferung obliegt, entnommen werden können. An genannten Stellen ist auch das Entree zu entrichten und eine Tabelle ausgelegt, in welche die Besucher ihren Namen einzutragen haben. Indem wir noch bemerken, daß, obwohl die absolute Sicherheit, wie sie der Turm gewährt, eine unbeschränkte Anzahl von gleichzeitigen Besuchern zuläßt, beschlossen worden ist, nur den gleichzeitigen Besuch von höchstens 20 Personen zu gestatten, um alles Gedränge zu vermeiden, und Kinder nur in Begleitung Erwachsener gegen ein Eintrittsgeld von 5 Pf. zuzulassen, sprechen wir noch zum Schluß die zuversichtliche Hoffnung aus, daß das ganze Unternehmen unserm schönen Erzgebirge zum Segen und Gewinn gereichen, die Bestrebungen unserer Vereine aber wesentlich unterstützen und fördern werde. Glück auf, Glück auf!

Holzhaus.

Dippoldiswalde, den 1. November. An der am 30. Oktober erfolgten Eröffnung der sächsischen Sekundärbahn Hainsberg-Dippoldiswalde-Schmiedeberg beteiligte sich der Erzgebirgsverein in Dippoldiswalde insofern, als er eine Höhenbeleuchtung beabsichtigte, die aber durch eine in den Verhältnissen liegende Verzögerung großen Eintrag erlitt; trotzdem brachte die Erleuchtung der Birkenleite mit bengalischen Flammen große Wirkung hervor. Bei derselben war auch ein riesiges Transparent, das Vereinszeichen darstellend, zu sehen, das weithin leuchtete, aber durch die oben angedeuteten Verzögerungen viel verloren hatte.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 11 v. 15. November 1882, S. 104 – 105.

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