- Herr Lehrer A. Völkel in Ölsnitz i. V. ersucht mich um Nachrichten über im Erzgebirge vorhandene Kreuzsteine, deren Größe, Zeichen, Standort, Bedeutung, Zeit der Errichtung etc., wie sich diese laut Amtserbbüchern, Chroniken, Kirchenbüchern und Volkssagen feststellen lassen.
Ich bitte nun die geehrten Mitglieder unsers Vereins, mir dahin gehende Nachrichten zu weiterer Verwendung gefälligst zukommen zu lassen. - Dabei bringe ich meine früheren Gesuche um direkte Mitteilung von Volkssagen oder deren Einsendung zum vorherigen Abdruck im „Glückauf” in Erinnerung. Obschon das Material zu meinem Sagenbuche des Erzgebirgs bereits bedeutend angewachsen ist (ich besitze zur Zeit gegen 500 Nummern), so meine ich doch, daß noch viele Sagen im Munde des Volkes leben, welche ich nicht kenne und die doch der Aufzeichnung wert sind, so unbedeutend sie auch dem und jenem erscheinen mögen. Ich erlaube mir dabei auf meinen bei der Generalversammlung in Schwarzenberg gehaltenen Vortrag hinzuweisen, der vielleicht manche Fingerzeige giebt. Außerdem bitte ich die geehrten Mitglieder, ihr Augenmerk außer auf die obengenannten Steinkreuze auch auf sonstige Denkmäler, ferner auf Orts- und Flurnamen, auf Ortssiegel, Stadtwappen und dergl. zu richten, mit denen sehr häufig Sagen verknüpft sind. Ich brauche schließlich wohl kaum zu bemerken, daß die Namen derjenigen, welche mich mit Zusendung von Sagen erfreuen, mit Dank in meinem Buche an den betreffenden Stellen angeführt werden sollen. Das Sagenbuch soll, wenn mir Gott Gesundheit schenkt und nicht unvorhergesehene Hindernisse eintreten, mit Schluß dieses Jahres im Manuskripte fertig gestellt werden.
Dr. Köhler.
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 3. Jg. No. 1, v. 15. Januar 1883, S. 1 – 2.