Kurze geognostisch-geologische Beschreibung von Annaberg und Umgegend. Von Richard Herrig, Seminaroberlehrer. Mit einer Karte, einem Profil und einer Oberflächen-Schnittlinien-Darstellung. Annaberg 1889. (Sonderabdruck der Beilage zum 3. Bericht des Königl. Lehrerseminars zu Annaberg.)
Die vorliegende Arbeit, welche zunächst für die Zöglinge der oben genannten Anstalt geschrieben wurde, wird gewiß auch den Besuchern der Annaberger Gegend willkommen sein. Die beigegebene geognostische Karte umfaßt im Norden noch die Umgebungen der Städte Thum, Wolkenstein und teilweise Marienberg, im Süden aber reicht sie bis zu einer Linie, welche die Dörfer Crottendorf und Bärenstein, sowie die Stadt Jöhstadt einschließt. Alle diejenigen, welche sich mit den geologischen und mineralogischen Vorkommnissen des bezeichneten Teils unsers oberen Gebirgs, sowie mit allgemein geologischen, das Erzgebirge betreffenden Fragen bekannt machen wollen, werden die Schrift mit Nutzen gebrauchen, so daß wir sie hiermit angelegengtlich zur Anschaffung empfehlen wollen. Wir finden darin eine Übersicht der Erdentwicklung und Gebirgsentstehung, sodann eine geognostische Beschreibung der Annaberger Gegend mit den daselbst auftretenden Sediment- und Eruptivgesteinen und Mineralquellen und endlich eine Darstellung der Entstehungsgeschichte des Erzgebirges überhaupt.
Die fachmännischen und fremden Ausdrücke des Textes werden in Anmerkungen überall erklärt. In Bezug der Erklärung der fremdsprachlichen Worte wurde nur nach unserer Meinung des Guten etwas zuviel gethan, da wir für diejenigen, welche eine Arbeit wie die vorliegende zur Hand nehmen, eine Verdeutschung von „Atmosphäre, Parallelstruktur, Teriär, Quartär” u. s. w. oder Bemerkungen wie diejenige zu „Vulkanismus”, daß Vulkan der Gott des Feuers sei, für überflüssig erachten.
K.
Herzog Heinrich der Fromme, der Gründer Marienbergs. Ein Beitrag zur Geschichte des Erzgebirges. Nach den besten Quellen bearbeitet von C. A. Holzhaus. Marienberg 1889.
Der Verfasser dieser durch das 800jährige Jubiläum unseres Fürstenhauses veranlaßten Schrift ist den Mitgliedern des Erzgebirgsvereins sehr wohl bekannt. Derselbe giebt uns zunächst ein Lebensbild des am 16. März 1473 in Meißen gebornen Herzogs, seiner heitern Lebensanschauung, großen Gastfreundschaft, der eigentümlichen Liebhaberei für große, mit allerhand Teufelsgestalten bemalte Kanonen, seinem Kleidergeschmack und seiner Lebensweise. Wir erfahren dabei, daß das Lieblingsgericht des Herzogs aus Biersuppe mit gekochtem Hering bestand. – In einem zweiten Abschnitte erzählt der Verfasser von der Vorliebe Heinrichs zum Bergbau, seiner Zuneigung zu den Bergleuten und seinen Bestrebungen, den Bergbau in seinen, aus den Ämtern Freiberg und Wolkenstein bestehenden Ländchen zu heben. Der eigentliche Bergherr und Nutznießer des Freiberger Bergwerks war jedoch laut testamentarischer Bestimmung sein älterer Bruder Georg der Bärtige, welchem auch der größte Teil der meißnischen Länder zugefallen war. Im Jahre 1519 erschürfte man auf den mit „Wüste Schletta” bezeichneten Höhen reiche Silbererze, und so faßte Herzog Heinrich den Entschluß, daselbst eine Bergstadt, welche den Namen „Marienberg” erhielt, zu gründen. Die Verordnung über Gründung der Stadt wurde von ihm am 29. April 1521 unterzeichnet. Schnell entwickelte sich die bereits 1523 mit besonderen Einrichtungen und Freiheiten begnadigte Stadt, so daß nach einander das Brauhaus, Rathaus, Hospital, Schießhaus, die Schule und 1536 auch eine hölzerne Kirche errichtet wurde. – Im letzten Abschnitte werden uns die kirchlichen Verhältnisse und besonders die Einführung der Reformation in Heinrichs Gebiete geschildert. Der erste evangelische Geistliche Marienbergs war der frühere Dominikanermönch und später herzogliche Hofprediger Georg Schumann. Trotz der Drohungen seines Bruders Georg blieb Heinrich, unterstützt von seiner Gemahlin Katharina, der evangelischen Lehre treu, und als er nach dem Tode Georgs 1539 auch die Regierung über die übrigen meißnischen Länder antrat, fand die Reformation Luthers überall freien Eingang. –
Diese lesenswerte Schrift sei hiermit bestens empfohlen.
K.
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins, 9. Jg. Nr. 6 v. Juni 1889, S. 57 – 58.