Daß die so erstaunlich entwickelte englische Industrie teilweis erzgebirgischen Ursprungs ist, dürfte für viele von großem Interesse sein. Zur Zeit Cromwell´s (17. Jahrhundert) verstanden die Engländer noch nicht, verzinntes Eisenblech herzustellen. Das englische Zinn wurde nach Sachsen gebracht, hier zu Blech verarbeitet und dann nach England zurückgeschickt. Da unternahm es ein unternehmender Fabrikant, Andreas Yarranton aus Aschley in Worcestershire, das Fabrikationsgeheimnis am Herstellungsorte selbst auszukundschaften. In seinem Buch „Englands Fortschritte zu Wasser und zu Lande, London 1677” erzählt er:
„Es war beschlossen worden, daß von mehreren Gönnern das erforderliche Geld sollte vorgestreckt werden für die Reise nach jener Gegend, wo solche Bleche gemacht werden und von wo ich die Kunst ihrer Fabrikation holen sollte. Ein guter Heizer, der sich auf die Behandlung des Eisens verstand, wie auch ein gewandter Dolmetsch, welcher der deutschen Sprache mächtig war und der lange Zeit selber in Blech gehandelt hatte, begleiteten mich. Wir gingen erst nach Hamburg, dann nach Leipzig, von da nach Dresden, wo wir Kunde erhielten von den Ortschaften, wo solches Blech erzeugt wird.”
Yarranton erzählt nun, er sei in den genannten sächsischen Fabrikdistrikten sehr entgegenkommend aufgenommen worden, und wider Erwarten habe man ihm nicht nur das ganze Verfahren des Blechwalzens und Verzinnens gezeigt, sondern ihm überdies gestattet, eine Anzahl geschickter Arbeiter in Lohn zu nehmen, um sie nach England zu bringen und dort eine ähnliche Fabrik einzurichten. Er preist dann die sächsische Gebirgsindustrie mit folgenden Worten:
„In den Thälern, die sich herabziehen von Segar-Hutton (Segar-Hutton sind die Saigerhütten in Grünthal bei Olbernhau, jetzt dem Herrn Lange gehörig) nach den Städten Annaburgh, Sneburgh und Mareanburgh und herab bis Awe, fließen die Flüsse, woran die Blechwerke errichtet sind. Die Hügel und Berge im Umkreis von wenigstens 10 Meilen sind reich an Wäldern, diese Werke zu versorgen; nicht ein Acker Gemeindeland liegt wüst. Am Fuß der Hügel finden sich unzählige Sägemühlen, von Wasser getrieben, welche alle Arten von Föhren und Eichen zersägen. Im Sommer wird das Holz die Elbe herabgeflößt und nach Hamburg gebracht; und da man alle Vorteile genießt, die der Handel nur wünschen kann, so ist diese Gegend merkwürdig volkreich, außerordentlich reich (vastely rich) und bringt dem Herzog ein großes Einkommen.”
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 9. Jg. Nr. 9 v. September 1889, S. 90 – 91.