Buchholz im Jahre 1628

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 13, 28. März 1926, S. 6

Buchholz
Buchholz 1628

Das obenstehende Städtebild von Merian zeigt uns ein Panorama, wie es sich vor 300 Jahren den Vorfahren darbot: Buchholz, damals noch von verhältnismäßig geringem Umfange. Ziemlich in der Mitte des Bildes erblicken wir die Stadtkirche, die erst 1875-1877 völlig restauriert wurde; gerade darunter befindet sich der Marktplatz und an der Stelle des jetzigen Rathauses (seit 1841) das frühere Kurfürstenhaus oder der Münzhof, der am 8. Mai 1799 in Trümmer stürzte. Deutlich erkennen wir rechts der Kirche die alte Schlettauer Straße und über derselben, am Horizonte, das Hochgericht, den Galgen. Von den drei Mühlen sehen wir deutlich nur am rechten Unterrande des Bildes die vordere, spätere kurfürstliche, jetzige Stiefelmühle, während die mittlere (Wußingmühle) und die hintere (Katzenmühle) nicht zweifellos erkennbar sind; beide stellten den Betrieb in den 1870er Jahren ein. Die Stadt lag frei und ohne Stadtmauer da, so daß sie bei Kriegsläufen viel zu leiden hatte. Nach dem 30jährigen Kriege schreibt 1658 der Rat in einer Supplikation: „Dies offene Städtlein ist bei dem verderblichen Kriegswesen durch vielfältige Einfälle, Ausplünderung, Durchzüge, Einquartierungen, hohe und schwere Contributiones und Auflagen gänzlich verderbet und ruiniert worden, also daß zum Oestern in keinem Haus ein Schloß, Band, Fenster, Ofen oder anderes Gerät gelassen, sondern Alles weggenommen, eingeschlagen und verbrannt, ja auch eine große Anzahl Häuser und gemeine Gebäude ganz und gar verwüstet und eingerissen worden, daß sie noch öde und wüst gelegen, daher auch jährlich viel Einkünfte zurückgeblieben.“

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Vom Halsgericht und Galgen.

Das Buchholzer Hochgericht befand sich im 16. und 17. Jahrhundert an der alten Schlettauer Straße, und die Erinnerung an die unserer Stadt 1512 verliehene Gewalt über Leben und Tod, das „Halsgericht“, lebt heute noch in den eingemeiselten Zeichen der Galgensteine, welche auf die Stadtrichter hinweisen, unter denen der Galgen erneuert wurde. Als z. B. 1613 ein Sturm den Galgen umgeworfen hatte, wurde bei dessen Wiederaufrichtung eingemeiselt: 1613 C. S. R., d. h. Caspar Scheubner, Richter. Der im Jahre 1657 neu gezimmerte Galgen kostete 8 Thaler, 9 Groschen und 9 Pfennige.

1519 hing man den Silberbrenner Clemen „umb des willen, daß er etlich Silber entwendet und über Wald nach Böhmen an die Juden verkauft hatte“. Auch eine Frauensperson knüpfte man 1590 an das Hochgericht. Näheres über diesen traurigen Fall sagen die alten Urkunden nicht. Vermutlich hatte sie ihr Kind getötet.

Das Ortsgefängnis, genannt Timmitz, später Fronfeste und Büttelei, befand sich zu Anfang des 16. Jahrhunderts am Markt, wo in den Kellerräumen des alten Rathauses auch eine Marterkammer untergebracht war.

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