Kurfürst August der Starke mit der Wünschelrute auf dem Pöhlberg.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 42, 17. Oktober 1926, S. 5

Als in den Tagen vom 29. Juni bis 1. Juli 1708 der Kurfürst August der Starke im Verlaufe einer Landesreise seine Bergstadt St. Annaberg besuchte, bestieg er auch den Pöhlberg und nahm auf demselben Gelegenheit, einen Versuch mit der geheimnisvollen Wünschelrute — von deren Zauberkräften man in jener Zeit übertriebene Vorstellungen hatte — anzustellen. Zu den „Acta, die höchsterfreuliche Ankunft Ihro Königl. Mait: und Churfürstl. Durchl. zu Sachssen Herrn Friedrichs August pp. in allhiesige Bergk-Stadt St. Annaberg u. w. d. m a. betr.“ (Rep. I, Kap. 31 Nr. 14 des Ratsarchivs) berichtet der damalige Stadt- und Gerichtsschreiber Conrad Kölbel — ein Nachkomme der alten Adelsfamilie der Kölbel von Geyßing und Netluck, die 1624 von Zöblitz nach Annaberg übersiedelten und der 1720 hier starb — in seiner am Schlusse derselben befindlichen „ausführlichen und nachrichtsamen Relation pp.“ darüber folgendes:

„Da nun dieses geschehen (d. h. die Besichtigung der St. Annenkirche) und Ihro Mait: und Churfl. Durchl. diesen schönen Tempel sich sehr gefallen lassen, sind selbige von der auf den allernächst vor hiesiger Stadt liegenden Pöhlbergk geritten; da sie nun eine Ecke auf selbigen hinnauf gewesen, sind sie endlich vom Pferde abgestiegen und den Bergk rings umhergegangen, auch Ruthengänger verlanget, es hat aber an dergleichen ermangelt, und sind deren keine zu erlangen gewesen, endlich aber ein paar Ruthen mit Angst und Noth von offterwehnten Hüttenschreiber (Johann Hermann Wernicke) und dessen Bruder herbeygebracht worden, von denen eine der Hochverehrte Herr Cammer-Präsident Hr. Graff von Löwenthal genommen und mit selbiger gegangen, zu solchem Ende auch sogar seinen Rock und Weste des darin gewesenen Silbers halber ausgezogen. Ihro Königl. Mait: und Churfl. Durchl. haben gleichsfalls eine Ruthe ergriffen, und sind mit selbiger gegangen, haben auch zu solchem Ende und damit dieselbe nicht trügen möchte, ihren an der Handt gehabten Ring den Leibpagen zugestellt, bald aber hernach solche Ruthe von sich gegeben und dabey gemeldet. Sie fühleten wohl eine Bewegung derselben, könnten aber damit nichts machen.“

—m—