Herausgegeben vom K. Finanz-Ministerium. Bearbeitet unter Leitung von Hermann Credner. Sektion Glashütte-Dippoldiswalde (Blatt 101) von F. Schalch Leipzig, in Kommission bei W. Engelmann 1888. Preis mit der Karte nebst Erläuterungen 3 Mk.
Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 9. Jg. Nr. 4 v. April 1889, S. 29 – 30.
Diese Sektion gehört der östlichen Grenzregion des Erzgebirges an, und ihre nördliche Grenze verläuft von Dippoldiswalde an etwas nördlich von Reinhardtsgrimma bis Großröhrsdorf, ihre entgegengesetzte aber etwas südlich vom Bahnhof Kipsdorf und dem Gasthause zur schwarzen Tollkuppe bis nach Bärenstein. Glashütte liegt in nordsüdlicher Richtung ungefähr in der Mitte der Sektion. Es wird uns demnach auf letzterer ein Gebiet vorgeführt, welches in den Sommermonaten von zahlreichen Touristen besucht wird. Schon aus diesem Grunde erscheint es geboten, die Leser unseres Vereinsorgans in gedrängter Weise auf die Karte und die dazu gehörigen Erläuterungen aufmerksam zu machen. Bereits früher ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß die Crednerschen geologischen Specialkarten überhaupt eine Grundlage für das Studium der Vaterlandskunde sind, daß sie insbesondere auch Grundbesitzern, Forstleuten, Technikern u. s. w. vielfache Dienste leisten können. Das früher Gesagte gilt auch in Bezug auf die uns vorliegende Karte. Das von derselben umfaßte Gebiet dacht sich wie das gesamte Erzgebirge nach Norden ab, die höchsten Erhebungen, welche wiederholt 700 m übersteigen (die schwarze Tollkuppe bei Kipsdorf besitzt 764,6 m Meereshöhe), liegen also im Süden. Von den zwei größeren Gewässern, der roten Weißeritz und Müglitz, folgt die erstere annähernd dem Westrande der Sektion, während die Müglitz das Gebiet auf der Osthälfte durchfließt und den vorwiegenden Teil von dessen Bächen in sich aufnimmt. Die Thäler beider Flüsse sind tief eingeschnitten und von großer landschaftlicher Schönheit. Was nun den geologischen Bau betrifft, so muß zunächst hervorgehoben werden, daß ungefähr zwei Drittel der Sektion von grob- bis mittelkörnigem Biotitgneiß, dem sogenannten Freiberger Gneiß eingenommen werden. In seiner typischen Zusammensetzung erscheint derselbe als ein körnigschuppiges Gemenge von zwei Feldspäten (Orthoklas und Oligoklas), Quarz und zwei Glimmern (dunklem Biotit und hellem Muscovit), welchen noch untergeordnet Granat, Apatit, Magnetkies, Eisenglanz u. s. w. eingewachsen sind. Außer diesem Gneiße kommt ein klein- bis feinkörnigschuppiger Biotitgneiß in geringer Verbreitung in der Südwestecke und längs des Westrandes der Sektion, sowie granitischer Gneiß in zwei sehr untergeordneten Vorkommnissen westlich von Schmiedeberg vor. Der erstere gehört der oberen Abteilung der Gneißformation an und besteht aus Feldspat, Quarz, schwarzem und weißem Glimmer, die, wie bereits bemerkt wurde, zu einem klein- bis feinkörnigschuppigen Gemenge verbunden sind, und denen sich nicht selten Granat in wechselnder Menge beigesellt. Diesem jüngern Gneiße gehört unter anderem auch eine Abänderung an, welche zum Teil als grobflaseriger Augengneiß entwickelt ist.
An der Zusammensetzung der Gneißformation unserer Sektion beteiligen sich ferner rote oder Muscovitgneiße und untergeordnete Einlagerungen. Erstere, welche ihre Hauptverbreitung in der oberen Stufe der Gneißformation haben, jedoch auch im Gebiete der älteren Gneiße nicht vollkommen vermißt werden, gehören teils dem normalen, körnig-schuppigen, feldspatreichen roten Gneiße an, teils zeichnen sie sich durch einen vorwiegenden Glimmergehalt aus und gehen zum Teil in glimmerschieferartige Gesteine über. Die letzteren gleichen da, wo der Feldspat zurücktritt und die Glimmerblättchen zu größeren zusammenhängenden Häuten sich verbinden, außerdem aber auch noch Granaten an der Zusammensetzung beteiligt sind, dem Granatglimmerfels der obererzgebirgischen Sektionen, z. B. Annabergs. Dabei sind die bis erbsengroßen Granaten meist in Chlorit umgewandelt. – Der normale rote Gneiß, dessen Begrenzung gegen die vorhergenannte Varietät keineswegs eine scharfe ist, und der stellenweise bei dem Vorhandensein zahlreicher Granaten und dem Zurücktreten, ja fast gänzlichen Fehlen des Glimmers große Ähnlichkeit mit Granuliten besitzt, schließt an einzelnen Örstlichkeiten als zufällige Gemengteile nach Apatit und Turmalin ein.
Die untergeordneten Einlagerungen der Gneißformation bestehen aus dichtem Gneiße, Amphiboliten und Eklogiten und aus Quarziten. Die dichten Gneiße erscheinen stellenweise dünnschieferig und wetzschieferartig, oder sie gleichen bei vollkommen massigem Gefüge grauwacken- oder hornfelsähnlichen Gesteinen. Die Amphibolite treten ziemlich häufig auf, und zwar gilt dies von den feldspatführenden, omphazitfreien eigentlichen Amphiboliten, während eklogitartige, d. h. feldspatfreie, omphazit- und smaragditführende, granatreiche Abänderungen nur an zwei Punkten, nämlich an der Waldspitze westlich von Schmiedeberg und am linken Gehänge der Trebnitz unterhalb der Niedern Trebnitzmühle beobachtet wurden. Der Quarzit endlich tritt nur an zwei benachbarten Stellen in der Nordostecke der Sektion im zweiglimmerigen Gneiße auf; das eine Vorkommen beschränkt sich auf zerstreute Blöcke des Gesteins, während das andere einen riffartig über die Umgebung hervorragenden Felszug, den Todtenstein bei Großröhrsdorf bildet.
Das ganze Gneißgebiet unserer Sektion wird durch die mächtigen Ergüsse des Teplitzer Quarzporphyrs und Granitporphyrs in zwei von einander unabhängige Gebiete getrennt. In dem nordöstlich von diesen Eruptivgesteinen gelegenen, dem Freiberger Gneiß angehörigen Gebiete herrscht ein der schwebenden Schichtenlage genähertes flaches Einfallen vor und ist infolge davon das Streichen ein innerhalb gewisser Grenzen schwankendes. Im nördlichen, mittleren und südöstlichen Teile der Sektion besitzt dasselbe SW – NO-Richtung mit flachem nordwestlichen Einfallen. Unter den Änderungen in diesem Grundplane mag hier nur die Umbiegung des erzgebirgischen Streichens in die lausitzer nordwest-südöstliche Richtung an der Nordostecke der Sektion hervorgehoben werden.
Die am Westrande der Sektion auftretenden, von dem vorigen Gebiete durch die Porphyre getrennten jüngeren Gneiße besitzen ein der Südwest-Nordostrichtung genähertes Streichen und ein Einfallen unter verschieden steilem Winkel nach Südost.
Der oben genannte Quarzporphyr und Granitporphyr hat an der geologischen Zusammensetzung unserer Sektion neben der Gneißformation einen wesentlichen Anteil. Beide sind ältere Eruptivgesteine, denen auch der innerhalb der Sektion noch vorkommende Granit und Syenit angehören.
Der Quarzporphyr tritt teils gangförmig, teils in Gestalt eines ausgedehnten deckenförmigen Ergusses auf. Die Gangporphyre gehören ganz vorwiegend, wenn nicht ausschließlich, zur Gruppe der porphyrischen Mikrogranite oder Granophyre, indem sie eine durchaus krystallinische und nur scheinbar dichte Grundmasse besitzen, in welcher Quarz, Orthoklas, Plagioklas, Glimmer, Apatit, Magnetit, Eisenglanz u. s. w. als Einsprenglinge ausgeschieden sind. Die Mehrzahl dieser Porphyrgänge ist in Spalten aufgestiegen, die einen von SW. nach NO. gerichteten oder davon nicht stark abweichenden Verlauf inne halten, und ihre Verteilung ist im ganzen eine ziemlich gleichförmige, wenn auch einzelne Gebiete etwas reicher daran sind. Im südwestlichen und westlichen Teile der Sektion nimmt der deckenförmige Erguß des Quarzporphyrs einen größeren zusammenhängenden Teil der Oberfläche ein. Derselbe ist nur die nördlichste Partie einer Porphyrmasse, welche bei Teplitz beginnt und sich in einer Breite von stellenweise bis 8,5 km quer über den Kamm des Erzgebirges bis in die Nähe von Dippoldiswalde erstreckt. Auch dieser Deckenporphyr besteht wie die Gangporphyre aus einer scheinbar dichten hellgrauen oder braunrot gefärbten Grundmasse mit Einsprenglingen von Quarz, Feldspat und einem Glimmerminerale.
(Schluß folgt.)
(Schluß.)
Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 9. Jg. Nr. 5 v. Mai 1889, S. 42 – 43.
Im Bereiche dieses Porphyrs treten an einigen Stellen in untergeordneter Verbreitung Porphyrtuffe mit Pflanzenresten auf. Letztere, unter denen hier Walchia piniformis und Nöggerathia cuneifolia hervorgehoben sein mögen, sind insofern von besonderer Bedeutung, als sie diese Tuffe und somit auch den damit in Verbindung stehenden Porphyrerguß der Dyasformation zuweisen.
Auf ihrer Nord- und Ostseite wird die in der Südwestecke der Sektion ausgebreitete Decke des Quarzporphyrs von Granitporphyr umgrenzt. Derselbe besteht aus einem mikrokrystallinischen Gemenge von Quarz und Feldspat nebst zahlreichen Chloritschüppchen und Eisenglanzpartikelchen u. s. w., in welchem wieder zahlreiche größere Einsprenglinge von Orthoklas, Plagioklas und Quarz liegen, so daß das Gestein ein grobkörniges Ansehen erhält. – Der an den beiden Thalgehängen der Roten Weißeritz südlich von Kipsdorf auftretende Granit erscheint teils als ein ziemlich gleichmäßig mittelkörniges Gemende von Quarz, zwei Feldspäten und lithionhaltigem Kali-Eisenglimmer, teils erhält er bei feinkörniger Grundmasse durch größere Quarzkörner und leistenförmige Feldspäte porphyrische Struktur. Beide Varietäten sind jedoch kartographisch nicht von einander zu trennen, da sie durch Übergänge mit einander innig verbunden sind.
Zahlreich kommen in den Umgebungen von Glashütte und Bärenstein im Gneiße aufsetzende, meist nur schmale, jedoch z. T. auch mächtige Gänge von Spenit vor. So besitzt z. B. ein solcher, südöstlich von der Fabrik Bärenklau befindlicher Gang 10 m und ein anderer bei der Schloßmühle an der Müglitzthalstraße, welche übrigens auch über den vorhergenannten Gang führt, selbst mehr als 30 m Mächtigkeit. Diese Syenite sind meist ziemlich feinkörnige bis fast dichte, selten mittelkörnige, aus Feldspat, Hornblende, Biotit, Quarz, Apatit, Titanit, Magnet- und Titaneisen bestehende Gesteine.
Von jüngeren Eruptivgesteinen sind innerhalb der Sektion noch Basalte, und zwar Nephelin-, Feldspat– und Glasbasalt vorhanden. Ersterer findet sich bei Oberschlottwitz, der Feldspatbasalt z. B. bei Ditters- und Berthelsdorf, und der Glasbasalt am rechten Gehänge der Vordern Biela.
Hervorzuheben sind weiter die den älteren Gesteinen des Grundgebirges regelmäßig aufgelagerten, von einander isolierten, dem Cenoman oder Unter-Quader und zwar der Stufe der Ostrea carinata zuzuzählende Partien des Quadersandsteins, welche jedenfalls einst unter einander und mit dem Hauptsandsteingebiete an der Elbe zusammenhingen. Sie gehören der südlichen Randzone des letzteren an, welche sich an die nördliche Abdachung des Erzgebirges auflegt.
Das Schwemmland ist auf der Sektion durch alten Flußschotter und Gehängelehm, das Alluvium endlich durch groben Schotter in den ebenen Thalböden der Roten Weißeritz und Müglitz vertreten. Wenn auch in den Thälern bei einer Anhäufung von geneigtem Wiesenlehm stellenweise Versumpfungen vorkommen, so haben sich doch nirgends abbauwürdige Torflager gebildet.
Köhler.