Aus Nachbarvereinen.

Jahresbericht des „Gebirgsvereins für Oederan und Umgebung”. Am 30. Mai vorigen Jahres begründete sich auf Veranlassung des Unterzeichneten hier ein „Gebirgsverein für Oederan und Umgebung”. Schon bei der konstituierenden Versammlung erklärten sämtliche erschienene Herren, 48 an der Zahl, ihren Beitritt zum Vereine. In dieser Versammlung setzte man eine Jahressteuer von 3 Mark pro Mitglied fest, wählte auf Vorschlag des Unterzeichneten einen Ausschuß, welcher aus sich wieder den Vorsitzenden, Stellvertreter des Vorsitzenden, Schriftführer, Kassierer etc. zu wählen berechtigt ist. — In der 1. Ausschuß-Sitzung wurde Bürgermeister Messerschmidt als Vorsitzender, der Unterzeichnete als dessen Stellvertreter, der Kaufmann Günther als Kassierer und Stadtkassierer Stricker als Schriftführer gewählt. Außerdem wurden durch Vorschlag der Vorsitzende, dessen Stellvertreter, Rentier Hett, Baumeister Meiling und Baumeister Auerbach als Bau-Ausschuß fürs laufende Vereinsjahr bestimmt. — Rasch wuchs die Mitgliederzahl, so daß sie sehr bald die Zahl 148 erreichte. Das gab schon eine Jahreseinnahme von 444 Mark nur an Mitgliedsteuern; dazu kam aber noch die Zinsen eines Legates für städtische, allgemeine Zwecke, welche allein 360 Mark betrugen, so daß der Verein für das Vereinsjahr über 804 Mark bare Mittel verfügen konnte. Der weitgehende Plan, der zur Ausführung kommen sollte, erheischte aber auch viel Geld; denn es sollte nicht nur rings um die Stadt — diese ist ja von allen Seiten von Höhen eingeschlossen —, sondern auch in den zum Vereinsgebiet gerechneten Dörfern mit Verschönerungen vorgegangen werden. Zum Vereinsgebiet zählen die Orte: Oederan, Börnchen, Breitenau, Falkenau, Görberdorf, Hetzdorf, Memmendorf, Thiemendorf. Der Verein errichtete nun im verflossenen Vereinsjahre 11 Stationen und 1 steinernen 8 m hohen Aussichtsturm. Jede Station ist mit einer Gebirgsvereinsflagge in „rot und weiß” und, soweit sie im Staatsforst stehen, in „grün und weiß” bezeichnet. Auf jeder größeren Station finden sich einige Bänke und eine Tafel, während die kleineren nur Bänke ausweisen. Die Station 8, „Geierbusch”, ein Berg mit Wäldchen, fast unmittelbar am Bahnhofe, ist parkähnlich mit Gängen, Rundteilen, Treppen, Tischen, Ruhebänken versehen worden. Auch konnte der Verein hier mit leichter Mühe 2 Aussichtspunkte herstellen. — Der Aussichtsturm, Station 9, auf der Gahlenzer Höhe — Hauptaussicht ins Flöha- und Zschopauthal — zu welchem allerdings die vorhandenen Baarmittel des Vereins nicht ausreichten, kostet 1200 Mark und sind zur Beschaffung der fehlenden Mittel 250 Darlehnsscheine, à 3 Mark, welche unverzinslich sind und in Jahresraten ausgelost werden, unter den Mitgliedern untergebracht worden. — Dem Verein floß ferner zu der Rein-Ertrag eines vom „Oederaner Männerquartett” gegebenen Konzerts, in der Höhe von 86 Mk. 85 Pf. — Insgesamt betrug der Aufwand im 1. Vereinsjahre 1554 Mk. 85 Pf.; wobei bemerkt sein mag, daß sämtliche Flaggen von Damen geschenkt und die Stationen 1, 2, 9, 11 von Mitgliedern auf eigne Kosten eingerichtet worden sind. — Zu dem Vereinsgebiet gehören auch der

  1. hochgräfl. Hohenthalsche Park in Börnchen,
  2. der Müllersche Park in Memmendorf,
  3. der parkähnlich eingerichtete Stadtwald von Oederan,
  4. und 5. die beiden Parks der Herren Schreier in Falkenau,

zu welchen, soweit es 1, 2, 4, 5 betrifft der Zutritt gegen Tageskarten, die allein der Verein ausgiebt, auch Nicht-Mitgliedern gestattet ist, soweit es aber Nr. 3 (Stadtwald) angeht, jedermann, auch ohne Karte, der Besuch frei steht.

Für das neue Vereinsjahr sind die Eröffnung von 4 neuen Stationen mit Flaggen, sowie die Herstellung von 6 einfachen Ruhebänken, außerdem Anpflanzungen und Wegebauten in Aussicht genommen. Der veranschlagte Aufwand dafür dürfte 300 Mark betragen.

Richter, stellvertr. Vorsitzender.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 4 v. 15. April 1882, S. 32 – 32.

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