Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 31 – Sonntag, den 29. Juli 1928, S. 3.
Von Dr. M—r.
Durch die Hussitenkriege in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist das Obererzgebirge furchtbar heimgesucht worden. Die Schrecknisse, welche die Hussiten über unsere Gegend brachten, leben noch vielfach in der Überlieferung fort, wenn auch die Sage manches hinzugedichtet hat. So wird erzählt, daß früher nördlich von Neudorf an der Sehma nach Crottendorf zu ein Dorf mit Namen Kraxdorf oder Kraftsdorf gestanden haben soll, das von den Hussiten vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut worden sei. Adam Daniel Richter weiß in seiner 1748 erschienenen Annaberger Chronik, zweiter Teil, zu berichten, daß „man auf dem Berge, so auch den Namen Krax- oder Kraffts-Berg hat, (heute soweit mir bekannt, Morgenberg genannt), noch alte Rudera (Überreste) finden kann”. So habe man „vor so gar (nicht) langen Zeiten Keller und Schlüssel und dergleichen daselbst gefunden.” Nach der Verwüstung des Dorfes sei „an selbigen Orte ein so starker Wald aufgewachsen, daß die gantze Gegend, auch der Ort, wo jetzo Neudorf selbst stehet, eitel Wald und Stöcke gewesen und man hieselbst viel Holtz zu Flößen und zu Kohlen geschlagen.”
Ein anderes Dorf, das infolge der Hussitenkriege verschwunden ist, ist das Dorf Gleßberg am Fuße des Gleßberges oder des Schatzensteines bei Schwarzenberg gewesen. Auf einem Teile der Gleßberger Fluren entstand später das jetzige Dorf Waschleithe.