Erzgebirgisches Sonntagsblatt 120. Jahrgang, Nr. 45, 7. November 1926, S. 8
Zur Einweihung des Oberwiesenthaler Kreisheimes des Turnkreises Sachsen (D. T.)
Überraschend schnell ist das sächsische Kreisheim der D. T. aus dem Nichts herausgewachsen. Machdem am 15. März dieses Jahres der erste Spatenstich getan wurde und am 11. April (siehe I. E. S. Nr. 16) noch im Schnee der Grundstein gelegt wurde, erfolgt nun in diesen Tagen die feierliche Einweihung unter Teilnahme Tausender Turner. Die jüngste Aufnahme des Heimes, welche unser Bild wiedergibt, zeigt es bereits wieder in Schnee gehüllt. Zwischen dem Schnee des Nachwinters und dem des Vorwinters ist es in 200 Arbeitstagen erstanden, ein sprechendes Zeugnis für die machtvolle und zielbewußte Organisation der D. T. Das ganze Heim bildet mit der Turnhalle als linken Flügel ein nach Westen offenes Viereck, das durch das noch im Bau befindliche Wirtschaftsgebäude geschlossen wird. Die rechte Ecke bildet ein massiger Turm. Erdgeschoß und erstes Obergeschoß sind in Bruchsteinmauer aufgeführt, das 2. Obergeschoß besteht aus Fachwerk und hat eine Holzverschalung erhalten, deren Anstrich in verschiedener Abtönung sich gut in das Landschaftsbild einfügt. Vor dem Kreisheim liegt in gleicher Ebene mit dem sich rechts anschließenden städtischen Spielplatz ein Turnplatz, der im Winter als Eisbahn benutzt werden soll.
Die mit allen technischen Neuerungen ausgestattete Turnhalle verfügt auch über eine Bühneneinrichtung und kann auch als Fest- und Vortragssaal für 400 Personen benutzt werden. — Durch das mittlere Spitzbogentor an der Kleiderablage vorbei führt eine breite Treppe in eine geräumige Diele. Links liegen Lese- und Schreibzimmer, rechts die Gasträume mit Speisesaal und Sitzungszimmer. Im 1. und 2. Obergeschoß befinden sich 27 Gastzimmer mit 46 Betten. Für Bade- und Brausegelegenheit ist in jedem Geschoß Sorge getragen. Im Dachgeschoß sind Schlafsäle mit 18 bis 20 Betten eingerichtet. Die große Küche ist mit den neuesten Erzeugnissen der deutschen Technik ausgestattet. Im Erdgeschoß befindet sich ein Aufbewahrungsraum für 300 Paar Schneeschuhe und ein praktischer Lederzeugtrockenraum. Im Mittelbau ist die Jugendherberge untergebracht. Im 1. Obergeschoß befinden sich zwei Schlafsäle für Mädchen, ein Tagesraum und ein Führerzimmer, ein Lehrsaal mit der Heimbücherei von nahezu 2000 Bänden und eine Herbergsküche. Im 7. Obergeschoß findet die männliche Jugend ihr Unterkommen. Drei Schlafräume, zwei Führerzimmer und ein großer Tagesraum sind hier eingebaut. In der Jugendherberge stehen insgesamt 128 Betten.