Der Jahrmarkt zu Buchholz.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 39 – Sonntag, den 9. Oktober 1927, S. 3

Ein Zwiegespräch zwischen Bauern und Handelsmann.

In Buchholz is ä Mark,
Do kreit mer ollen Quark.
Wos Käfer do verlangen,
Dos können se empfangen.
Schuh, Steifeln, Röck‘ un Mützen
Hängt olls uf hülzern Stützen.

Sobald es zwölfe schlägt,
Wird olles ausgelegt,
Der Bauern ihr Verlangen
Steckt in der Meng uf Stangen;
Für Gürgen, Hansen, Töffeln,
Pantoffeln, Schuh und Stiefeln.

Hans fragt: Wie theuer’s Poor?
– O! Herr, dos Gald is rohr. –
Dos wär mit tausend Schrecken; –
Greift wieder noch sen Stäcken,
Legt Stiefeln uf den Boden,
Und gläbt sich überboten.

Fräh: Luß die Schuster stiehn,
Wir wull’n zum Hütern giehn,
Eh‘ wir zum Pelzen läfen,
Will ich än Hut mir käfen.
Epper su, wie ich dochte,
Su für ä Gruscher achte.

Der Kürschner fragt ihn gleich:
„Mein Freund! was sucht ihr euch?“
Die Antwort: „Für men Pussen
E Pelz für sechszehn Gruschen,“
Und hat äh schon der Junge
Ein‘ Arm wie ein Runge

„In Pelzen ist kä Käf,
Kum, Fräh, ufs Tuchhaus, läf.“
Man ruft mit heitrer Miene:
„Soll’s blau sein oder grüne?“ –
Und wenn ihn Zwanzig fragen,
Wird Hans: „Ich wäs net“ sagen.

Kumm nunter – spricht der Mann,
Do, wo sie Husen han,
Nun wird er sich ball ännern,
Ließt Husen aus mit Bännern,
Mißt zehnmal sie am Bäne, –
Zu teuer und zu kläne!

Kumm, Moh, – so spricht die Froh, –
– Ob äh viel Leimt is doh?
Stellt an ä grußes Wunner,
Wie teuer se jetzunner. –
Und gibt doch selberst heuer
Das Garn und Flachs so teuer.

„Buchbinder, mach ers fei,
Ich käf äh heut viel ei,
Ich nähm äh wos mitnander,
Gesangbuch und Koländer.
Ufs Gohr, wenn’s Guttes Wille,
Aeh äna Hauspustille.“

„Fräh, Schulzens Mad is Braut,
Wärd ufn Sunnt’g getraut.
Mer selltner do was schenken,
Aen Täller zum Ahdenken.
Vier Gruschen mußt du sprächen,
Den Nohm äh drei zu stächen.“

„Ziehgießer mach‘ ers fei,
Es soll ä Hausrot sei,
Für Richters kläne Liese,
Sist wird dos Mädel biese,
Vier Gruschen für än Täller,
Und wetter äh ken Häller.“

„Wenns dofür net ka sei,
So käf än Blächtup ei,
Und nimm ä wing än grußen,
Wenns net is, wull’n mers lussen.
Wos hot mer vun dän Bräuten,
Sei heuer schlechte hzeiten.“

Vun do wird rüm gerannt
Noch äner Elle Band
Und noch än Tobaksköppel,
Beim Bäcker noch än Zöppel,
Beim Töpper noch än Tippel,
Beim Säler noch än Strickel.

So zieht es hin und her,
Den Markt die Kreuz und quer,
Ohn‘ alle Scham und Schande,
Das Bauervolk vom Lande,
So, daß es oft kein Wunder,
Man schmiß mit Prügeln drunter.

Der Handelsmann verzehrt,
Wenn er auf Märkte fährt,
Dabei nur seine Ware,
Wird ärmer alle Jahre,
Daher ist’s wohl kein Wunder,
Der Wohlstand geht bergunter.