Alte obererzgebirgische Töpferarbeit.

Von L. Bartsch in Flöha.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 14 – Sonntag, den 3. April 1927, S. 1

Beim Ausschachten der von Buchholz aus nach Schlettau zu gelegenen Sandgrube wurden vor Jahren Erzeugnisse des Töpfergewerbes zu Tage gefördert, wie unsere Abbildungen zeigen. Nach dem Urteil des Herrn Dr. Georg Bierbaum, Leiters der Landesstelle für Vorgeschichte zu Dresden, handelt es sich bei dem Funde um sogen. Wölbtöpfe bez. sogen. Schüsselkacheln, wie sie aus den 14. Jahrhundert bekannt geworden sind. Unsere Abbildungen zeigen mithin keine Gefäße, wie vom Laien wohl angenommen werden könnte, sondern Ofenkacheln von hohem Alter. Nach Mitteilung des Herrn Leiters der Landesstelle für Vorgeschichte in Dresden wurden derartige Ofenkacheln so eingemauert, daß die Flammen in den Hohlraum hineinschlagen konnten. Der Name Wölbtopf wird von Dr. Bierbaum darauf zurückgeführt, daß man mit solchen Kacheln Gewölbe baute, wie sie, auf dem Lande wenigstens, – von anderem Material natürlich ausgeführt, – bei Backöfen und dergl. noch heute vorkommen.

Stammen die ausgegrabenen Wölbtöpfe aus der Zeit vor 1500, so dürfen wir wohl mit Bestimmtheit in ihnen Schlettauer Töpferarbeit erblicken.

Nach 1500 blühte die Herstellung von Töpferwaren, von Ofenkacheln und tönernen Ofentafeln, von „Treib- oder Testscherben“, das sind Schalen, deren man sich beim Schmelzen des Silbers in den Schmelzhütten zu Annaberg und Buchholz bediente, auch in Annaberg. Für das Kurfürstenhaus in Buchholz, das 1524 abbrannte, und mit dessen Errichtung im Sommer 1507 begonnen wurde, bezog man von „Claues Topper vf St. Annaperg“ nach Ausweis der erhaltenen Buchholzer Zehntrechnung 1509, Lucie-1510, Reminiscere zu einem Ofen 4 ½ Schock „verglaste“ Kacheln und 33 Stück „Tafeln, auch verglast“. Der Preis hierfür, wie für 14 Tonrohre zur Esse und für das Setzen des Ofens betrug 1 Schock 26 ½ Groschen, wobei ein Schock glasierte Kacheln mit 9 Grosch. und eine glasierte Tafel mit 6 Pfg. (½ Grosch.) berechnet wurde. „Testscherben“, die Ausgaben für solche bilden einen ständigen Posten unter den Ausgaben für die „Brunkammer“ in Buchholz, entnahm man 1510 beispielsweise von „Jorg, topffer“ – 2 Schock kosteten xix (19 Groschen), 1520 desgl. von Mathes, topffer, ein Schock für 15 Groschen.

Unter Schlettauer Töpfern lernen wir im 16. Jahrh. „Meyster Wolf, Töpfer“ kennen. 1544 lieferte er für den Buchholzer Münzhof Kacheln und verrichtete hier Töpferarbeit. Wolf erfreute sich besten Ansehens auch in der Schlettauer Bürgerschaft. 1540 wurde durch Spalatin, dem Gehilfen Luthers beim äußeren Aufbau der lutherischen Kirche, eine Feststellung darüber vorgenommen, wo evangelischen Geistlichen bez. ev. Gemeinden von katholisch verbliebenen Herren oder deren Untertanen Gebührnisse an Zinsen, Renten, Gülten, an Dezem u. a. vorenthalten worden seien, die zu katholischer Zeit gereicht worden waren. Auch im Amte Grünhain hatten in den Kirchengemeinden darüber Erhebungen zu erfolgen, und zwar geschah dies durch den Amtmann George Trutzschler, der zu diesem Zwecke Pfarrer, Altaristen, Verwalter der gemeinen Kasten*), dazu Ortsrichter, Geschworene und Kirchväter vor sich beschied. Aus Schlettau erscheinen bei dieser Gelegenheit außer dem Pfarrer „Ern Thomas Fleck“ die „Verwalter der Kirche und Stiftungen“, und zwar neben Steffen schuster, Christoph Florer, Adam schlepper als solcher auch Wolf thopffer. – Einen Ausgasbeposten in Höhe von 1 Schock 16 Groschen für „Kachelen“ aus der „Sleytte“ enthält übrigens auch schon die durch den Bergvogt Fabian Leb aufgestellte Buchholzer Zehntrechnung von Luc. 1507 bis Remin. 1508.