Illustriertes Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang Nr. 13 vom 28. März 1926. S. 1.
Das vorstehende Bild stammt aus dem Jahre 1850 und zeigt uns Besitztum und Geschäft des Kaufmanns Carl August Thierfelder. Es ist an der Buchholzer Straße Nr. 12 gelegen und gehört jetzt Herrn Goldschmidt Karl Beyer, der es seinerseits von den Erben des verstorbenen Stadtrats und Friedensrichters Christoph Friedrich Kurlsbaum erwarb. Im Nachbarhause (jetzt Buchholzer Str. 10), welches ehedem dem Goldschmidt Merkel gehörte, erblicken wir den Schuhwarenladen von Gottlob Nestler, der mit dem Thierfelder’schen gemeinsam ein typisches Bild vom Aeußeren der damaligen Läden gibt. Auch an der anderen Seite – damals einstöckig – des Kupferschmiedemeisters Ferd. Rülke (jetzt C. G. Flor, Buchholzer Straße 14) Haus, fand sich ein gleichartiges Ladengeschäft. Das Thierfelder’sche Materialwaren-, Wachstuch- etc. Geschäft ging später in den Besitz des Kaufmanns Albert Pietzold über, der aber bald den Materialwarenhandel ganz aufgab und zuletzt nur noch den Wachstuchhandel im jetzigen Gründstück Museumsgasse 3 weiterbetrieb. – Besonders interessant mutet uns ein Vergleich mit heute der Straßenverkehr an. Von irgendwelchem Fuhrwerk sehen wir keine Spur, wenn wir nicht die damals übliche „Kinderkutsche“ in Form einer holländischen Kuff und mit einer Deichsel zum Ziehen rechnen wollen. Die Herren tragen sämtlich schwarze Kleidung und weißer Weste und Zylinder, während die Damen mit ihren durch Krinolinen aufgebauschten Kleider einherstolzieren. auch die Kleidung der Kinder weicht von der heutigen ab. Man fühlt förmlich, daß über allem gewissermaßen ein Geist der Ruhe schwebt, der nicht durch die mannigfachen Erfindungen auf dem Gebiete des Verkehrswesens in den letzten Jahrzehnten gestört wird.
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