Erzgebirgische Heimatblätter. Nr. 39 – Sonntag, den 23. September 1928. S 1.
In unserer letzten Heimatblattausgabe haben wir unseren Lesern im Textteil die Einzelheiten über das Schicksal des Bergmanns Oswald Barthel aus Ehrenfriedersdorf geschildert. Wir haben auch in unserer „O. Z.” ausführlich darüber berichtet, daß am 25. und 26. August auf den Halden des Sauberges bei Ehrenfriedersdorf zur Erinnerung an diese seltsame Begebenheit ein Denkmal seine Weihe empfing, das den Namen „Oswald Barthel-Gedenkturm” führt. Wir halten heute in unseren Heimatblättern diese heimatgeschichtlichen Begebenheiten nun auch im Bilde fest. Woldemar Nestler plaudert über die Halden des Sauberges gelegentlich einer Schilderung von Ehrenfriedersdorf und gibt an, daß sie in ihrer Länge von 1500 Meter und ihrer Breite von 270 Meter den imposantesten Haldenzug des ganzen Landes darstellen. Ihre Entstehung verdanken sie dem um etwa 1240 hier begonnenen Bergbau. In ihrer Nähe stoßen wir auf den 6 km langen Röhrgraben, der heute noch für 27 industrielle Unternehmungen von Bedeutung ist. Beim Blick auf diese Halden gedenken wir der „Langen Schicht”, jener Erzählung, die berichtet, daß der 1507 verschüttete Bergmann Oswald Barthel nach 61 Jahren wieder aufgefunden und von seiner inzwischen 80 Jahre alt gewordenen Braut wieder erkannt wurde, da sein Körper durch das arsenhaltige Gestein vor Verwesung geschützt gewesen war. –
Unser Bild zeigt nun diese Sauberghalden, auf denen das alte Bergwerk steht. Nach dem Inhalt der städtischen Akten von Ehrenfriedersdorf nimmt man an, daß um das Jahr 1240 eine Wildsau hier Zinngänge ausgewühlt habe. Die Berge haben demnach ihren Namen „Sauberge” erhalten. Mit der Errichtung des Oswald Barthel-Gedenkturmes haben diese kahlen Bergwerkshalden in neuerer Zeit nun eine Krönung erhalten. Die Mitglieder der bekannten Berggrabebrüderschaft in Ehrenfriedersdorf, die wir in ihrer historischen Tracht auf unserem Bilde vor dem Denkmal stehen sehen, wollten damit für alle Zeiten ein sichtbares Denkmal schaffen, um der Nachwelt zu zeigen, welchen Gefahren unsere Vorfahren bei Ausübung ihres schweren Bergmannberufes ausgesetzt waren. Daran erinnern wollen auch wir heute mit unseren Abbildungen, wollen erinnern n die alte Bergmannszeit, die viel Segen, gewiß aber auch manche Kümmernisse über unsere erzgebirgische Heimat gebracht hat. Nicht immer hat der Reichtum glücklich gemacht, der mit dem Bergbau in unsere Heimat kam. Der Chronist beschreibt das Leben in den alten Bergstädten wie Ehrenfriedersdorf u. a. wie folgt: Als so große Schätze auf dem Sauberg gefunden wurden, da strömte das Volk wie zu einer Wallfahrt. Und die Städte, die entstanden, prunkten im Bürgerstolze mit ihrem Wohlstande. Herrliche Gebäude wurden aufgerichtet. An hohen Festtagen tat das Gotteshaus sich auf, und die Heiltümer wurden von der Priesterschaft im prunkvollen heiteren Zuge freudenreichlich umhergetragen. Das ganze Jahr hindurch zog sich die bunte Kette der Feste. Am Fastnachtsdienstage wurde die Bergpredigt gehalten. Da ließen sich die Bergleute mit Drummeln und Pfeifen in die Kirche führen und ebenso wieder heim. Nach dem Gottesdienste zog ein Teil vor die Häuser und sammelte Speise: Eier, Wurst, geräuchert Fleisch. Andere warben eine Dienstmagd zur Fastnachtsbraut und baten die Jungfern zum Tanze. Alle Gebetenen mußten sich mit Geld lösen. Das wurde zum Bier genommen, und auf dem Rathause ward öffentlicher Tanz gehalten. Dabei wurde gegessen, getrunken, gesungen. – So klingt es wie ein Lied von Freud und Leid bei dem Gedanken an die alte Bergmannszeit zu uns herüber. Bergmannsglöcklein, das zur Morgenschicht ruft, ist längst verstummt. Ein anderes Geschlecht lebt im Land. Aber auch dieses neue Geschlecht gedenkt dankbar der alten segensreichen Zeit und errichtet zu solchem Gedächtnis Denkmäler auf den Berghalden. Hoch klingt von Berg zu Tal in unserem Erzgebirge noch immer der alte Bergmannsgruß „Glückauf!”