Nach Dr. Gräße.
Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 28 – Sonntag, den 10. Juli 1927, S. 3
In Frohnau lebte der fromme Steiger Günzer. Einst trat in der Winterzeit bei der Heimkehr vom Tagewerke im Waldesdickicht plötzlich ein Mann zu ihm mit dem Wunsche, mit in seine Wohnung gehen zu dürfen. Als die Tochter Katharina den Ankommenden die Tür öffnete, ließ sie vor Schreck die Lampe aus ihrer Hand fallen und stürzte ohnmächtig nieder. Der Fremde aber war verschwunden. Sie hatte in vergangener Nacht geträumt, der Teufel begehre sie als Braut. Der Fremde war aber der Böse. In neun Wochen hatte wollen der Teufel kommen, so stand auf einem Zettel. Nach der verstrichenen Zeit kam auch um die Mitternachtsstunde derv Bewerber. Vater Günzer rief den Namen Gottes an, da verschwand jener unter Donner und Blitz. Nach abermals 9 Tagen kam er wieder. Der Vater rief: „Um Christi Wunden, hebe dich weg, Satanas!“ Da stand das Haus in Flammen. Die Bedrängten flohen zu Verwandten. Am Waldesrande baute man ihnen eine neue Hütte. Käthchen träumte abermals. Ein Engel kam zu ihr. Umstrahlt von Rosenlicht schwebte er herein, ein Kreuz hoch in der Hand tragend. Er sprach: „Folge mir, ich bringe dir Frieden!“ Er führte sie an einen Fels im Walde. Der Engel berührte ihn mit dem Kreuze. Ein Spalt öffnete sich. Vor einem silberglänzenden Tore saßen sieben Greise mit spitzen Mützen und langen Bärten. Vor dem Kreuze neigten sie sich. Sie gelangten nun in einen von lauter Edelsteinen erglänzenden Saal, in welchem unter prächtigem Thronhimmel eine von leuchtendem Sternenkranze umstrahlte Frau lag, die von diesem Zwergen umstanden wurde. Sie begehrte die Ursache der Ankunft des Engels zu erfahren. Der bat für Käthchen um Hilfe. Da befahl sie einem Zwerge, ein Kreuz von blitzenden Diamanten zu bringen. Zu dem Mädchen sprach sie: „Käthchen, trage dieses Kreuz stets auf Deiner Brust, und der Böse wird Dir nichts anhaben können.“ Da hing es der Zwerg an einer Perlenschnur ihr um. Der Vater erzählte bei ihrer Heimkehr, er habe im Schachte ein goldenes Jesuskreuz gefunden. Darauf stand des Steigers Name mit den Worten: „Dem Gläubigen hilft Jesus Christus“. Als nun der Böse zum letzten Male kam und Käthchen entführen wollte, da wich er zurück und rief: „Ich habe keinen Teil an Dir, Dich schützt Gottes Macht“. Auch Günzer konnte er nichts zu leide tun. Ein furchtbares Gewitter mit einem schrecklichen Sturme zog herauf. Doch als es Eins schlug, leuchtete still der Mond silberhell durch die Wolken. Nun waren sie ihrer Angst für immer ledig. Nach zehn Jahren ließ Käthchen ihren Vater an dem wunderbaren Felsen begraben. Als sie einst am Grabe betete, starb sie daselbst als Greisin. Ein Engel küßte sie und nahm ihr das Demantkreuz ab. Ihr Gemahl bereitete einen Sarg, und zwei Engel stellte ihn in den Felsen. Seit jener Zeit heißt derselbe der Käthchenstein.