Erzgebirgisches Sonntagsblatt 120. Jahrgang, Nr. 45, 7. November 1926, S. 7
Nach Tagebuchblättern des Meisters und auf Grund mündlicher Angaben seines Enkels zusammengestellt und wiedererzählt von Kantor Max Ullmann, Mauersberg im Erzgebirge.
(Schluß.)
Die „Bestellungsgebühren“ haben ihm während seiner Tätigkeit 300 Taler eingebracht. In seinen letzten Jahren hat er in folgenden Orten Stimmungen und Reparaturen ausgeführt: In der Bergkirche zu Annaberg, in den Kirchen zu Cranzahl, Neumark b. Plauen, Waldkirchen i. Vogtl., bedeutende Reparatur an der später mit verbrannten Orgel in Schöneck, ferner in Eichigt b. Adorf, in Triebel, in Wiedersberg b. Hof, in Kürbitz, Oelsnitz (Stadt), Schlettau, Marienberg, Beierfeld, Lauter, Crandorf, Mitteldorf, Gersdorf, Wohlbach b. Adorf, Marieney, Würschnitz i. V. — Im Reußischen führte er bedeutende Reparaturen in Volkmannsdorf, Wurzbach, Gahma, Lohra und Altengefäß aus. Im Preußischen verbesserte und stimmte er die Orgeln in Drognitz und Altenbeuthen. Von Leipzig aus wurde er einmal aufgefordert, eine Orgel aus Mahagoniholz unter Garantie nach Amerika zu liefern. Diesen Auftrag lehnte er in Rücksuicht auf sein Alter und wegen der unsicheren Verhältnisse ab.
Das Gehäuse der von Steinmüller in Grossrückerswalde erbauten Orgel (linkes Bild) ist im Empirestil gebaut, weiss angestrichen und teilweise vergoldet. Es sind 7 Faltenbälge vorhanden. Der Tonumfang der Manuale beträgt 51, der Pedale 25 Tasten. Die Gesamtzahl der Pfeifen stellt sich auf 1303, die der Prospektpfeifen in 7 Feldern auf 81. — Das Gehäuse der Drebacher Orgel (rechtes Bild) ist ebenfalls im Empirestil (Kunststil des 19. Jahrhunderts) gehalten. Die Einheitlichkeit der Gehäuse verrät, dass sie von ein und demselben Meister hergestellt worden sind.
Neben diesen Orgelbauten hat er gegen 50 Klaviere fertiggestellt. Außerdem reparierte er viele Klaviere. Nebenbei hatte er ein Kommissionslager von Pianoforten. In jener Zeit wurden auch viel Aeolsharfen verlangt. Auch diese Instrumente baute er und lieferte sie von verschiedener Qualität und Größe. Liebhaber der Orgelbaukunst und Verehrer von ihm kauften ihm in seinen letzten Lebensjahren gebrauchte und ungebrauchte Orgelteile ab. Er vereinnahmte auf diese Weise etwa 300 Taler. Am Schlusse seines Tagebuches schreibt er:
„Ich kann sagen, daß ich überhaupt in einer guten Periode mein Geschäft betrieben habe. Es waren die Preise nicht so gedrückt. Die Konkurrenz nicht zu groß, die Arbeitslöhne nicht so hoch, auch die Beköstigung nicht so teuer. Vorzüglich waren die Materialien und zwar besonders gut waren die reinen und gesunden Hölzer.“
Am 20. April 1860 hat er sein Tagebuch abgeschlossen. Er schrieb als letzten Satz: „Bald werde ich nun in jene Werkstatt zum himmlischen Baumeister eingehen.“ — 4 Jahre später, am 8. Mai 1864, ist er dann sanft verschieden. Ein köstliches und arbeitsreiches Leben fand durch den Tod seinen Abschluß. —