Einführung in Band I

Vom silbernen Erzgebirge – Kreis Annaberg. Band I (1938), S. 4.

Die Geschichte unserer erzgebirgischen Heimat ist schon früher dargestellt worden. Meist waren es Einzelbeschreibungen, die oft mit Sage und Dichtung vermischt waren. Deren letzte Zusammenfassung erfolgte mit dem Buche „Das Obererzgebirge und seine Städte in Sage und Geschichte” von Dir. Grohmann. Seit dieser Zeit sind Jahrzehnte vergangen, in denen gerade die Heimatforschung neue Wege beschritt. Der Geschichtsverein von Annaberg und Umg. hat in seinen Jahrbüchern zahlreiche wertvolle Vorträge veröffentlicht. Es mangelte aber an einer volkstümlichen Gesamtdarstellung der obererzgebirgischen Geschichte und Kultur.

Im Jahre 1935 bearbeiteten 48 Lehrer in 43 Orten nach einheitlichem Fragebogen die Geschichte ihres Heimatortes. Ortschroniken, Kirchen- und Innungsarchive und nicht veröffentlichte Manuskripte früherer Heimatforscher bildeten die Grundlagen der Bearbeitung. In den vergangenen zwei Jahren wurden nun durch 26 Mitarbeiter, die bereits Erfahrungen auf dem Gebiete heimatgeschichtlicher Forschung und Darstellung aufwiesen, nach einheitlichen Gesichtspunkten Querschnitte durch die Geschichte unseres Obererzgebirges gezogen. Ihnen voraus geht eine Darstellung der einzelnen Orte in den ersten Jahren nach der Gründung und Anlage. Das ist geschehen, um jeden Heimatfremden, auch den neuen Lehrer – sei es für die Arbeit in der Schule oder bei Vorträgen für das Volksbildungswerk – in die ersten Ereignisse seines Ortes einzuführen und ihm für die nun folgenden heimatgeschichtlichen Streifzüge durch das gesamte Obererzgebirge bessere Grundlagen zu vermitteln. Alles Sagenhafte und wissenschaftlich nicht Haltbare wurde ausgemerzt. Bei einzelnen Berichten konnten auch Quellen aus dem Hauptstaatsarchiv und dem Ratsarchiv Annaberg benutzt werden. Doch ist hier für künftige Auflagen noch ein reiches Forschungsfeld vorhanden. Die Darstellung von Recht und Gericht muß einer späteren Auflage vorbehalten bleiben, da die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Alle Literaturangaben erfolgen gesammelt am Schlusse von Band II. Die Zahlen weisen auf die einzelnen Berichte hin. Die Verfasser sind gern bereit, nähere Quellenangaben mitzuteilen.

Selbstverständlich werden auch – wie bei jeder Heimarbeit – noch Lücken klaffen, die eine kommende Geschichtsforschung beseitigen soll. Möge die Arbeit dazu anregen; möge sie aber auch gewertet werden als ein Versuch, die Geschichte unserer erzgebirgischen Heimat der gegenwärtigen Generation zu vermitteln und dabei Heimatsinn und deutsches Bewußtsein zu pflegen.

Das letzte und höchste Zeil, dem dieses Heimatbuch dienen soll, ruft uns der Führer selbst zu:

„Wir wollen unsere Jugend wieder hineinführen in dieses herrliche Reich unserer Vergangenheit, in das Wirken und Schaffen unserer Vorfahren; demütig soll sie sich beugen vor denen, die vor uns lebten und schufen, arbeiteten und wirkten, auf daß wir heute leben können.”

Karl Bursian

Nach oben scrollen