Nachdem in der vorigen Nummer d. Bl. auf die Wichtigkeit dieser Karten für den Unterricht in der Heimats- und Vaterlandskunde und die wissenschaftliche Touristik hingewiesen worden war, mag jetzt auf Grund der vom Oberbergrat Prof. Dr. Hermann Credner verfaßten und mit einem Übersichtskärtchen versehenen Schrift: „Die geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen” (Leipzig, 1881), eine kurze geologische Skizze des bis jetzt untersuchten und kartographisch aufgenommenen Teils des Erzgebirges folgen. Derselbe umfaßt die Sektionen Annaberg (bearbeitet von F. Schalch), Elterlein (von A. Sauer), Marienberg (von F. Schlach), Geyer (von F. Schalch), Zschopau (von Schalch, Sauer und E. Kalkowsky), Lößnitz (von K. Dalmer) und Burkhardtsdorf (von Th. Siegert und F. Schalch). Abgesehen von den tertiären Ablagerungen am Pöhlberge, Bärenstein und Scheibenberge, sowie von den diluvialen und alluvialen Absätzen der Flüsse und von Torf- und Moorbildungen, kommen auf den genannten Sektionen vorherrschend nur Glieder der Gneiß-, Glimmerschiefer- und Phyllitformation nebst dem Cambrium (der ältesten Formation der Grauwackengruppe), sowie Eruptivgesteine zur Darstellung. — Sowohl in der Gneiß-, als auch Glimmerschieferformation tritt eine außerordentliche Manichfaltigkeit der Gesteine auf, die nur einigermaßen zu verfolgen gewiß nicht blos für die Einheimischen, sondern auch für viele Wanderer durch unser Gebirge von großem Interesse sein muß. Nach der Beschaffenheit des einen Bestandteils, des Glimmers, werden die Gneiße in Muskovitgneiße (roter Gneiß, mit hellem Kaliglimmer) und zweiglimmerigen Gneiß (mit hellem Kali- und dunklem Magnesiaglimmer oder Biotit) unterschieden, und jede dieser Gruppen zerfällt wieder nach den Strukturmodifikationen in mehrere Varietäten, der Muskovitgneiß z. B. in den normalplattigen, granitisch-körnigen, dichten roten Gneiß u. s. w., der zweiglimmerige Gneiß aber in den die allgemeinste Verbreitung besitzenden körnig-flaserigen Hauptgneiß, in Platten-, Augen-, dichten Gneiß u. s. w. Untergeordnete Einlagerungen dieser Formation sind Quarzitschiefer, krystallinische Kalksteine, Magneteisenerz, Amphibolite und Eklogite. — Eine noch größere Manichfaltigkeit in der Zusammensetzung zeigt die Glimmerschieferformation. Die hellen Glimmerschiefer (mit Kaliglimmer) erlangen durch Aufnahme von mehr oder weniger reichlichen Feldspath einen zonenweise sehr verschiedenartigen Habitus, indem sie in feldspathführende Muskovitschiefer, Gneißglimmerschiefer und endlich in Muskovitgneiße übergehen. Dadurch, daß sich noch dunkler Glimmer oder Biotit hinzugesellt, entstehen dunkle oder zweiglimmerige Glimmerschiefer, an denen sich durch Aufnahme von Feldspath dieselbe Reihe wiederholt wie bei dem hellen Glimmerschiefer. Auch in dieser Formation treten untergeordnete Einlagerungen auf, welche aus Amphiboliten und körnigen Kalksteinen, ferner aus Hornblende- und Turmalinschiefern, aus Blende, Eisenkies, Granatfels u. s. w. bestehen. — Die Phyllitformation und das Cambrium können im Erzgebirge nicht scharf gegeneinander begrenzt werden, da sie in petrographischer Hinsicht zuweilen einander sehr ähnlich sind. Die der Phyllitformation zugehörigen Einlagerungen bestehen aus Kiesel-, Alaun-, Dach-, Kalk-, Hornblendeschiefer u. s. w. und dadurch wird die Einförmigkeit, welche sonst dieser Formation eigen ist, bedeutend gemindert. Die genannten Formationen werden nun ganz- oder stockförmig von eruptiven Gesteinen, nämlich von Granit nebst porphyrischem Mikrogranit, von Syenit, Glimmerdiorit, Quarzporphyren und Basalten, durchsetzt. Von Interesse sind dabei die Erscheinungen des Kontaktmetamorphismus, welche sich in der Phyllitformation der Umgebung des Granites ausprägen. Es gehen nämlich die Phyllite und cambrischen Schiefer bei ihrer Annäherung an den Granit zunächst in Fruchtschiefer, diese wiederum in bald hornfelsartig-dichten, bald gneißähnlichen bis massigen Andalusitglimmerfels über, derart, daß jeder Granitstock zunächst von einer aus dem letztgenannten Gesteine bestehenden Zone, und diese nach außen zu wiederum von einer solchen von Fruchtschiefern umgürtet wird. Da, wo der Granit seitlich in sich verästelnde Spalten des angrenzenden Gesteins gedrungen ist und nun hier in sogenannten Apophysen auftritt, hat das Gestein häufig eine äußerliche Ähnlichkeit mit Quarzporphyren erlangt. — Da bei der großen Mannichfaltigkeit der Gesteine, welche in dem Vorhergehenden nur kurz angedeutet wurde, auf der geologischen Karte eine bedeutende Anzahl von Farben und Nuancen zur Anwendung kam, so wurden die betreffenden Gesteine, um leicht möglichen Verwechselungen vorzubeugen, außer durch Farben noch durch eingedruckte große und kleine lateinische, sowie griechische Buchstaben bezeichnet.
Schließlich sei noch erwähnt, daß von Herrn Oberbergrat H. Müller in Freiberg auch die Erzgänge mit verschiedenen, die einzelnen Erzgang-Formationen bezeichnenden Farben auf den Karten eingetragen worden sind.
Dr. Köhler.
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 2 v. 15. Februar 1882, S. 19 – 20