Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 38 – Sonntag, den 15. September 1929, S. 1
Das im Herbst 1922 vom „Bund der Eltern und Freunde des Annaberger Staatsrealgymnasiums” erworbene alte “Schießhaus” bei Jöhstadt wurde im Sommer 1923 nach geringfügigen baulichen Veränderungen als Landheim in Benutzung genommen. Es hat im ersten Jahre nur als Ferienheim gedient; vom Jahre 1924 ab wurde es organisch mit der Schule verbunden, indem mit einigen Klassen für mehrere Wochen der Unterricht hinaus verlegt wurde. Die pädagogische Neuerung, mit der das Annaberger Staatsrealgymnasium in Gemeinschaft von nur ganz wenig Schulen in Deutschland voranging, ist sehr gründlich und vorsichtig ausprobiert worden, sie hat sich im Laufe der nunmehr 6jährigen Erfahrung als sehr wertvoll erwiesen, wenn sie auch große Ansprüche an die Opferfreudigkeit der Lehrer und Eltern stellt. Seit Bestehen des Landheims sind über 40.000 Übernachtungen gezählt worden. Die Räume des Heims erwiesen sich zum Teil als zu klein. Es fehlte an Schlafzimmern und anderen Räumlichkeiten, so daß sich der Elternbund im vergangenen Frühjahr entschloß, einen größeren Umbau vorzunehmen. Dank der Opferfreudigkeit vieler Eltern und Freunde der Schule ist der Umbau soweit fertig gestellt, daß am Sonntag, den 15. September nachmittags 2 Uhr, die Neuweihe stattfinden soll. Besonders gewonnen hat das Äußere des Baues. Es ist im Sinne des Heimatschutzes im erzgebirgischen Stil mit Holzverkleidung des Obergeschosses gestaltet worden. Das ganze erste Stockwerk ist erhöht und ausgebaut worden, so daß wesentlich mehr Platz entstanden ist. Neue Aborte mit Wasserspülung wurden eingebaut. Der Tagesraum wurde geräumiger gestaltet. Die Verbesserung des Landheims soll dazu beitragen, es Lehrern, Eltern und Schülern immer vertrauter zu machen.