Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 23, 6. Juni 1926, S. 7
Jöhstadt (oder Josephsstadt) verdankt, wie die meisten erzgebirgischen Städte, seine Entstehung dem Bergbau. Verlassene Schächte, von denen der Engelsburgschacht am Hofberg bei Pleil-Sorgenthal der bekannteste ist, sind Zeugen der vergangenen bergmännischen Herrlichkeit. Als der Marktflecken am 29. März 1655 durch Johann Georg I. zur Stadt erhoben wurde, nachdem er bereits schon am 30. Juni 1630 das Zunft-Innungsrecht erhalten hatte, wurde am Bartholomäustage 1655 (21. Oktober) die Berg-Knapp- und Bruderschaft als ältester Verein der Stadt und einer der ältesten des Erzgebirges gegründet. Er spielt auch heute noch besonders im gottesdienstlichen Leben eine Rolle. Am 1. Weihnachtsfeiertage ziehen die Bergleute mit klingendem Spiel und lodernden Pechpfannen durch die Stadt und geleiten so den Pfarrer zu der früh 5 Uhr stattfindenden Christmette. Die lange unterbrochene Sitte des Bergaufzuges am 3. Pfingstfeiertag mit Berggottesdienst ist in diesem Jahre zum ersten Male wieder aufgenommen worden. Unser Bild zeigt den Bergaufzug nach dem auch von Auswärtigen gut besuchten Berggottesdienst in dem Augenblick, da der Pfarrer unter klingendem Spiele und wehender Fahne (es ist die neue vom Ausgange vorigen Jahrhunderts) wieder heimgeleitet werden soll.