Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 15 – Sonntag, den 8. April 1928, S. 1
Durch Falder un Wiesen rennts Schneewasser rei,
d´r Star guckt ins Kästel, öb alles noch sei,
un´s Meinzel an Bachel dos putzt sich schie ah,
zieht grüne un goldige Röckle sich nah.
D´r Fink find sei Futter un ward wieder soot,
´s kimmt Ustern! ´s ward Frühgahr! Dankt eiern liem Gott!
Ganz sachte kimmt d´r Summer, de Zeit, die vergieht,
un d´r Mensch ward miet älter, sei bissel Laam dos verblüht!
D´r Gung nimmt sei Hackel, hults Pfingstbirkel rei,
de Schwarzbeerle blühe un schmecken bal fei,
de Hiebeer tut wachsen un ´s Schwammel gukt raus,
die Kinner die ziehne sich barfüßig aus.
Se Sans‘ ward gedengelt, ganz goldig siehts Fald,
´s is‘ Summer! D´r Bauer kriegts Taschel vull Gald!
Ganz sachte kimmt d´r Harbist, die Zeit die vergieht,
un d´r Mensch ward miet älter, sei bissel Laam dos verblüht!
Bald fällt ´s Laab vun Baamel un ´s Waldhasel rennt,
an Faldrand a Heifele Kreiterich brennt,
in Zweigle do schimmert de Vugelbeer rut,
s‘ is‘ Kirmes! Un ´s Gansel schmeckt allen su gut. –
De Sunn fei schu zeitig ins Bettel nei gieht,
in Harbist, ihr Kinner, do is‘ alles müd.–
Ganz sachte kimmt d´r Winter, de Zeit die vergieht,
un d´r Mensch ward miet älter, sei bissel Laam dos verblüht!
Nu wards wieder kälter, ze flaameln fängts ah,
fix huschelt sich alles ans Oefel weit nah;
geeds Gungel, geeds Madel, laut gubelt un lacht,
nu ward schu ganz haamlich an Ruprich gedacht,
wenns drinne in Stübel aus geeder Eck‘ schallt:
„D´r Winter is‘ kumme! Weihnachten is‘ bald!”
Un d´r Mensch ward miet älter, sei Laam dos verblüht,
´s neie Gahr kimmt nu wieder, d´r liebe Gott uns behüt!
Kurt Rambach.