Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 7 – Sonntag, den 12. Februar 1928, S. 3
(Schluß.)
Damals gab es meines Wissens noch keine Feuerwehren im heutigen Sinne, selbst in großen Städten nicht, sondern höchstens sogenannte Löschpflichtige, die durch städtische „Feuerordnungen” sehr allgemein gehaltene Anweisungen zum Löschdienst erhielten. Ihr Wert war sehr zweifelhaft, zumal sie nicht fest organisiert waren.
Von den Löschmitteln, deren sich heute die Feuerwehren bedienen, will ich nur die Feuerspritzen erwähnen, von der Handspritze bis zur Motorspritze, die schon so manches Feuer, das unsäglichen Schaden hätte anrichten können, im Keime erstickt haben. Wie kläglich war es aber früher in dieser Beziehung. Man hatte zwar 1672 Druckschlauch, Saugeschlauch und Windkessel erfunden. Jedoch wie unvollkommen war noch ihre technische Verwertung! Es steckte noch alles in den Kinderschuhen. Im Vergleich zu den heutigen Feuerspritzen mit ihrer oft geradezu verblüffenden Wirkung waren die damaligen Löschgeräte gleichsam ein Kinderspiel. Und die Verhältnisse, unter denen sie damals angewendet wurden, waren viel schwieriger und ungünstiger wie heute! Außerdem waren derartige Löschgeräte nur in großen und größten Städten vorhanden, während heute, wenigstens in unserem Erzgebirge, fast jeder kleinste Ort mindestens eine Feuerspritze besitzt. Sollte diese nicht ausreichen, das Feuer wirksam zu bekämpfen, so schicken die umliegenden Orte bereitwillig und aufs schnellste ihre Feuerspritzen, unter denen sich vielfach und in steigendem Maße Motospritzen befinden, zu Hilfe, wodurch in den meisten, wohl fast allen Fällen ein größeres Umsichgreifen des Feuers verhütet wird.
Dank diesem ausgebildeten Feuerschutz, an dessen immer größerer Vervollständigung unablässig gearbeitet wird, ist Schlettau in den letzten Jahrzehnten von umfangreichen Bränden verschont geblieben und kann mit wachsender Zuversicht in die Zukunft schauen.
II. Wassersnöte.
Auch durch Wasserfluten, durch Überschwemmungen, erfuhr Schlettau viel Not und Leid, wenn auch nicht in solchem Maße wie durch das Feuer. Hierüber wird in älteren und neueren Aufzeichnungen folgendes berichtet:
„Den 20. July und folgendes Maria Magdalena Abends, mittags um 2 Uhr (des Jahres 1565) erhube sich ein schreckliches und schweres Donnerwetter: Ueber Crotendorf gieng ein Wolckenbruch nieder“, der die ganze Umgegend, auch Schlettau, überschwemmte und unermeßlichen Schaden anrichtete. Sogar bis Tannenberg und Schönfeld drang die „ungeheure Fluth“. So gewaltig war die Flut, daß sie „von hohen Bergen wie große Biervaß (Bierfässer) herein gewaltzet und die Felsen mit hinweg gerissen, auff der Eben aber wie die großen Berge daher geschwummen, und zur Wiesen drithalbhundert und zwölff Ellen breit, 8 ½ Ellen aber tieff gewesen, davon am Schmeltzhütten und andern Gebäuden im Grunde großer Schade geschehen, also daß 14 Häuser davon eingerissen und weggeführet worden, auch 13 Personen ertrunken.„
„In Schlettau hat es dem Joseph Florer 2 Teiche aus dem Grunde weggerissen, desgleichen am Schlosse die 2 rechten Teiche und im Keller etliche Faß Bier ersäuft.“ Der Chronist berichtet weiter, daß in Schlettau „ein Knecht auf dem Schuppen (war), das Dach auszubessern. Das Wasser führt ihn mit dem Schuppen weg und er wurde auf den Falkenbacher Gütern herausgezogen.“ Viele Eltern mußten „ihre Kinder … in der Wiege … dahin schwimmen sehen und konnten nicht helfen. Hans Seidel’s Frau ertranken zwei Kinder, dem Andreas Schenk 1 Kind.“ — — —
„1582 am 19. Mai überflutete die Zschopau die Gegend. Der ganze Grund nach Walthersdorf stand 3 Ellen unter Wasser. Alle Wehren, Brücken und Mühlen wurden zerstört.“ — —
„1637 den 1. April wollte der Sohn eines Schlettauer Bürgers Brunnenkresse holen, wird aber von der Schneefluth ergriffen und am andern Tage vom Vater in Hermannsdorf mit den Haaren an einer Erle hängend gefunden.“ — — —
„1847 den 7. Juli schwoll plötzlich die Zschopau sehr heftig an infolge eines Wolkenbruches, welcher am Fichtelberge niederging.“ Im Jahre 1877 wurden die Ufer der Zschopau in Schlettau reguliert, um diesen Fluß, der in den Zeiten großer Niederschläge so gefährlich werden kann, in Schranken zu halten.