Wer kennt seine Heimat genau?

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 36, 5. September 1926, S. 5

Wo war das? Erläuterung zu dem Bild der letzten Nummer.

Das Bild Nr. 37 zeigt einen Teil der Ruinen der im September 1913 niedergebrannten Karigschen Fabrik in Cunersdorf. Sie war etwas oberhalb der schon früher durch Feuer zerstörten „Katzenmühle” gelegen und an ihrer Stelle steht jetzt die Fabrik der Firma Levi & Kaufmann.

—m—

Im T.A.W. Nr. 221 1913 lesen wir:

Großfeuer in Cunersdorf.

Dicht am Buchholzer Hauptbahnhof, wo die Sehma in ihrem Bette munter dahinmurmelt, war der Cunersdorfer Boden in der Nacht zum Sonntag Schauplatz eines umfangreichen Feuers, wie wir es in unserer Umgebung zu beobachten glücklicherweise selten Gelegenheit finden. Neben der früheren Katzenmühle erhebt sich dort ein stattliches, historisches Fabrikgebäude nebst Motorhaus, welch ersteres bei fünf Stockwerken die ansehnliche Längsfront von 60 Metern aufweisen kann. In den Räumlichkeiten dieses Hauses, die alte Karig-Fabrik (erbaut 1842) genannt, und Herrn Stärker-Chemnitz gehörig, befand sich die Posamentenfabrik des Herrn Blondin Gruß, wie auch die Getreideniederlage des Herrn Grummt-Buchholz. Im fünften Stockwerk dieses Etablissements kam am Sonnabend (20. September) nach 10 Uhr abends plötzlich Feuer aus, das bald den das Haus krönenden Turm ergriff und ihn in kurzer Zeit zum Einsturz brachte. Die brennenden Balken durchschlugen Dach und Decken und zündeten allenthalben, setzten auch das Motorhaus in Brand, so daß das Gesamtgebäude in kurzer Zeit vollkommen in Flammen stand, die einen strahlenden Schein gen Himmel sandten. Inzwischen waren auch die Feuerwehren der umliegenden Ortschaften schnell angerückt und traten dem verheerenden Element kräftig entgegen. Die Wehren aus Cunersdorf, Buchholz, Sehma, Kleinrückerswalde, Annaberg und Frohnau, sowie auch die Buchholzer Bahnhofspritze waren fieberhaft an der Brandstelle tätig, doch war es Menschenhänden unmöglich, dem Feuer irgendwie Einhalt zu gewähren. Von größtem Werte war es, die Nachbarhäuser zu schützen, die sich durch die Windrichtung auch bei dem überaus starken Funkenflug in größter Gefahr befanden. Dank dem tatkräftigen Eingreifen aber wurde das Umsichgreifen des Brandes verhindert. Natürlich hatte sich, durch den intensiven Feuerschein, aus der Umgebung ein tausendköpfiges Publikum zusammengefunden, um Zeuge des restlosen Unterganges dieser umfangreichen Fabrikanlage zu sein. Die Wehren waren bis zum Morgen mit Lösch- und Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Der nach der Staatsstraße zu gelegene Giebel drohte einzustürzen und mußte deshalb umgesetzt werden. (Siehe Bild Nr. 37.) Hierdurch war die Staatsstraße auf kurze Zeit unpassierbar. Auch wurde dadurch die elektrische Ortsleitung zerstört. Die Schuttmassen wurden sogleich durch die hiesige Freiwillige Feuerwehr beseitigt. Insbesondere hat dieselbe zusammen mit den verschiedenen anderen Wehren alle Lösch- und Räumungsarbeiten mit großer Ruhe, Geschicklichkeit und Ausdauer durchgeführt, so daß ihnen nur das beste Lob gezollt werden kann.

Wo war das? Bild Nr. 38